One Piece Netflix-Serie (Lobhudelei)

Eine Rezension ist das nicht; es ist eine Lobhudelei. Ich finde die Serie dufte, weil ich One Piece bisher kaum kannte. Zum Glück!

In Foren habe ich viel Hass gegenüber der Live-Action-Serie von One Piece gefunden. Dies, weil ich wissen wollte, wie andere die Serie so finden. Eine Stimme meinte auch, dass wirklich nur hartgesottene One-Piece-Fans, welche wirklich alles konsumierten, was damit zu tun habe, fähig wären, diese hässliche Ausgeburt zu mögen. Au contraire!

Mein Glück ist es, dass ich One Piece bislang kaum kannte und mich die Anime-Serie zuvor gar nicht ansprach oder gar abstiess. Die Bücher habe ich mir deswegen gar nicht erst angesehen und so ging ich jetzt ohne Erwartungen, ohne Vorbehalte und total unbelastet an die Netflix-Serie heran und… bin begeistert!

Die Kulissen

Das Set von One Piece ist einfach nur «wow»! Es ist gar nicht einfach, Zeichentrick in Live-Action-Verfilmungen gut rüberzubringen. Es braucht immer eine Art Übersetzungsleistung und die ist mal besser, mal schlechter. Schnell kann es zu echt wirken oder dann zu lächerlich. Einer der das in Person ungeschlagen gut konnte ist Jim Carrey. Remember? One Piece schafft für mich ziemlich ideal diesen Balance-Akt. Natürlich muss man wissen, woher die Serie kommt, vielleicht schon Animes gesehen und ein gewisses Verständnis für und von Nerd-Kultur haben, aber diese surreale Umgebung, die nur selten kitschig wirkt, funktioniert bei mir.

Wie viel davon computergeneriert ist, kann ich nicht einmal sagen. Vieles sieht mir nach analogen Kulissen und nicht Greenscreen aus. Und das macht mich glücklich. Es gibt wenig, dass mir eine Serie mehr verdirbt, als schlechte Computereffekte. Die Schiffe, die Häuser, die Ausstattung, die Klamotten, die Frisuren. Very nicely done. Serien mit dieser Qualität und Intensität von Comic-Gefühl hätte ich gerne noch viele mehr. Ich wiederhole, es kann daran liegen, dass ich von der Anime-Version nichts weiss, aber üblicherweise hasse ich Realverfilmungen von Zeichentrick. Allem voran die Asterix-Filme. Pfui Spinne!

Die Schrägheit

One Piece ist ein bisschen bescheuert. Etwas kindisch, ulkig, blöd. Es ist aber auch schräg, unerwartet und interessant. Es bietet so viele verschiedene Orte und Hintergründe, die alle fantastisch aussehen, das hatten wir schon und sich auch immer wieder anders anfühlen.

Die vielen farbigen Frisuren, die unpassenden Charaktermischungen, es ist ein Fest der Skurrilität. Ein Marine-Offizier mit Mafia-Anzug unter seinem Umhang, ein Pirat mit Strohhut, ein Samurai mit moosgrünem Haar und nicht einem, nicht zwei, sondern gleich drei Schwertern und ein Renaissance-Schwertmeister mit dem grössten und dem kleinsten Schwert der Welt.

D. Ruffy

Warum Monkey D. Ruffy im Englischen Luffy heisst (Laffi ausgesprochen), beziehungsweise umgekehrt, ist mir ein Rätsel. Ruffy ist so viel besser als Luffy, aber lassen wir das. Die Figur, wie sie im Trickfilm daherkommt, gefällt mir nicht besonders. Ich mag die Idee des Piratentums, der Gummiarme und des Strohhuts, aber dieses ständige Geglotze und Gegrinse… In der Live-Action-Serie hingegen ist die Leistung von Hauptdarsteller Iñaki Godoy grandios. Die Einzige, die mir gar nicht gefällt ist Emily Rudd. Weder als Schauspielerin, noch als Übersetzung von Nami. Aber auch das ist (wie alles andere) Geschmacksache und nur basierend auf ihrer Performance in One Piece.

Ruffy’s ständige, stupide Begeisterung, das grenzdebile Gegrinse, diese Stehaufmännchen-Einstellung, diese Lebensfreude ist so ansteckend. Man möchte sich sogleich aufmachen zur Grand Line.

Ruffy ist so zielstrebig, so widerstandsfähig, so naiv und herzlich, so freigiebig und starrköpfig, so sympathisch und unermüdlich, so superheldig und furchtlos, so verfressen und loyal, so verbissen und ausdauernd… ich könnte ewig weiter aufzählen. Auf jeden Fall verbindet und vereint er so viele (fast alles gute) Eigenschaften, dass er bei allem, was er tut, sympathisch, freundlich und motiviert rüberkommt. Natürlich ist das im echten Leben kaum möglich, aber ein bisschen Dalai Lama steckt da halt schon mit drin. Und davon möchten wir uns glatt eine dicke Scheibe abschneiden.

Die Message

Hier punktet die Serie (und wahrscheinlich schon das Original) gewaltig. Für gewöhnlich sind Manga und Anime so: «Ich will der Stärkste, Krasseste, Grösste sein. Lasst uns alle darum kämpfen!» Und im Ansatz kommt dieses «Trope» auch hier wieder vor. Diese flache Motivation gilt vor allem für Zorro und ja, auch Ruffy will der König aller Piraten sein. Aber das ist nicht alles. Woher diese «Wer ist der krasseste Kämpfer»-Attitüde bei all den Mangas kommt, kann ich nur mutmassen. Aber vielleicht läuft das in einem Ursprungsland der Kampfkunst halt einfach so. Doch zurück zur Message der Serie.

  1. Finde das Ding, dass dich ausmacht. Wer bist du im Kern? Wer willst du sein?
  2. Verfolge das Ziel wie ein Irrer/eine Irre, entgegen aller Kritik, aller Bedenken und Widrigkeiten
  3. Sei dabei paradoxerweise demütig, bescheiden und gönne anderen das Rampenlicht
  4. Pflege enge Freundschaften und halte zu ihnen, egal was kommen mag
  5. Stehe ein für deine Idee und rede bei jeder Gelegenheit darüber
  6. Naivität und Intelligenz gehen manchmal Hand in Hand
  7. Sei ansteckend positiv bei allem, was du tust

Du bist ein One-Piece-Fan der ersten Stunde? Dann merkst du, ich habe wirklich gar keinen Plan davon. Aber ich bin ein begeisterter Konsument und Bewunderer der Live-Action-Serie. Und wenn sie für dich noch so wenig vom Original enthält oder vieles nicht gut übersetzt wurde, so ist sie für sich allein gesehen doch eine aufwendige, gut gelungene Produktion, die mir das nähergebracht hat, was das Original nicht schaffte.

Und um die Positivität von One Piece zu beweisen und noch einmal zu unterstreichen, hier ein paar Zitate zum Schluss:

„Du kannst nicht zurückholen, was du verloren hast, wichtig ist jetzt, was du noch hast.“

Ramenswag

„Wir müssen ein Leben führen, das wir nicht bereuen.“

Portgas D. Ace

„Egal wie schwer oder unmöglich es ist, verliere niemals dein Ziel aus den Augen.

Monkey D. Ruffy
Bild: Netflix

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