Arkham, Call of Cthulhu (Rezension)

Der Städteband «Arkham» zu Call of Cthulhu von Chaosium macht alles richtig und mich komplett fertig. Würfle auf geistige Stabilität!

In Warhammer gibt es Hintergrundbände zu Middenheim und Altdorf, für Das Schwarze Auge gibt es Regionalspielhilfen zum Wüstenreich und den Flusslanden. Bei Cthulhu jedoch findet die Erklärung der Welt direkt in den Abenteuern statt. London, Paris, Hongkong und New York in den 20er-Jahren kann nämlich jede/r selbst nachlesen, wenn er möchte. Niemand braucht dazu ein spezielles Buch. (Obwohl das eine gründliche Überlegung wert wäre, Chaosium und Pegasus!?)

Der eine Regionalband

Wenn Call of Cthulhu jedoch ein Buch braucht, das ein Gebiet genauer beschreibt, dann dieses hier, den Setting Guide «Arkham». Arkham, Massachusetts ist die fiktive Stadt, um die sich Call of Cthulhu dreht. Niemand weiss, wie es dort aussieht, wie die Stadt aufgebaut ist, was ihre Geschichte ist, es sei denn es steht in den Geschichten des Cthulhu-Mythos. Bis jetzt. Alles auf einen Knall gibt uns nun dieser Wälzer von Chaosium Inc., welcher den schlichten Namen «Arkham» trägt.

Call of Cthulhu Arkham Setting Guide
Image by Chaosium Inc.

Wo liegt eigentlich Arkham?

Das Buch ist über 270 Seiten stark und beginnt damit, die Ortschaft Arkham geografisch zu verorten. Gemäss Beschreibung würde ich schätzen irgendwo zwischen Ipswich, Hamilton und Essex. (Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass weiter hinten sogar eine Karte kommt, auf der der genaue Standort von Arkham eingezeichnet ist.) Endlich wird das Rätsel gelüftet, wo die Stadt genau ist. Das nimmt ein wenig den Zauber der Unwissenheit, doch immerhin ein Rätsel weniger, das mich nachts wach hält.

Ein Detailgrad zum Verrücktwerden

Das Buch «Arkham» ist der Wahnsinn. So unglaublich detailliert und genau beschrieben – ich konnte es beim Durcharbeiten kaum glauben.

Es hat bestimmt viel Spass gemacht, sich die Geografie und Geschichte einer imaginären Stadt so detailliert auszudenken. Wie viel davon aus den Werken Lovecrafts und seiner Nachfolge zu entnehmen ist, kann ich gar nicht beurteilen.

Das Buch ist sehr schön aufgemacht mit vielen Illustrationen und Grafikelementen, inklusive einer Distanztabelle zu den umliegenden Ortschaften, einer Auflistung der ansässigen Gesellschaften und religiösen Organisationen, aber auch – und jetzt bitte festhalten – einem kompletten Verzeichnis von Geschäften und Institutionen mit Angabe der genauen Adresse!

Da ist eine Zeichnung von jedem der neun Quartiere von Arkham und beinahe jedes Haus hat eine Nummer mit Beschreibung. Anschliessend steht, welche nennenswerten Personen da wohnen, teils sogar mit Bild und Personenbeschreibung. Ich werd nicht mehr. Mehr als 80 NSCs und 290 Locations werden beschrieben. Es ist irre.

Graveyards of Arkham

Clevererweise passt der neue Band wie die Faust aufs Auge zu Chaosiums eigener Actual-Play-Serie «Graveyards of Arkham». Oder passt eher die Serie zum gerade erscheinenden Buch? Natürlich. Wir hatten bereits 4 Folgen von «Bookshops of Arkham», die auf YouTube zusammen über 250 000 Views vorweisen. Und jetzt startet eben die neue Staffel «Graveyards of Arkham» heute, am 7. Februar 2024. Wöchentlich gibt es eine Folge, zuerst als Premiere auf Twitch und anschliessend auf YouTube zu sehen.

Call of Cthulhu Graveyards of Arkham
Image by Chaosium Inc.

Ich hatte das Vergnügen, das Advance-Screening der Folge 1 anschauen zu dürfen und ich kann sagen, ich war ziemlich überrascht, als der erste NSC hereinspaziert kam und sich zu den Spielenden auf das Sofa setzte. Gast-NSCs sind ein schöner Touch und vereinfachen der SL das Leben.

Damit und mit den entsprechenden Kostümen hat die Serie «… of Arkham» immer einen Anstrich von Erzähltheater, weil es diese seltsame Mischung aus einerseits Kopfkino und andererseits diesem «ich sehe ja die Hälfte von dem, was beschrieben wird, aber eben nicht so, wie es beschrieben wird» ist. Ich bin gespannt, eure Meinung zur Chaosium-Show in den Kommentaren zu lesen.

Doch zurück zum eigentlichen Mittelpunkt des Interesses…

Fazit

Möchtest du dich viel tiefer in die Welt von Call of Cthulhu begeben und dich dort besser auskennen als alle anderen? Dann wirft das Buch «Arkham» dein «Theater of the mind» mächtig an und sorgt für die entsprechende Weiterbildung. Andererseits habe ich schon so manches Cthulhu-Abenteuer geleitet und gelesen und Arkham wurde darin bestenfalls erwähnt.

Ich finde den Band unglaublich toll, doch geht es mir persönlich wie mit jedem Hintergrundband. Würde er mein Spiel besser machen, ihm mehr Tiefgang verleihen? Aber ja doch. Würde es mein ohnehin schon überbordendes Rollenspiel-Zeitmanagement noch weiter über Bord werfen und meiner Agenda sowie meinem Gedächtnis und meinen SL-Skills so viel abverlangen, dass es kaum mehr auszuhalten wäre? Zweifellos.

Und so halte ich es damit, wie das Rollenspiel Cthulhu es auch tut: entweder ich lese mir dieses Buch gut durch, versuche alles im Kopf zu behalten und werde dabei langsam wahnsinnig, oder ich lebe ganz nach dem Motto «ignorance is bliss» und lebe unwissend aber geistig gesund bis ans Ende meiner Tage. Mal sehen, ob ich diese Intelligenzprobe bestehe…

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!

2 Kommentare

  1. Ich verstehe die mentale Zerreißprobe am Ende ganz gut. Das dürfte sehr ähnlich sein wie der Versuch, ein DSA-Abenteuer vorzubereiten und dabei im Kanon zu bleiben. 😀

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