Rollenspielmaterial

Wie man schnell merkt, wer Rollenspielmaterial ist

Es gibt Leute, die sind für Pen und Paper gemacht, nur wissen sie dies noch nicht. Und es gibt Leute, die hätten ganz gut Lust, das einmal zu probieren, doch wie sie bald herausfinden werden, sind sie so gar nicht dafür gemacht.

Ich habe mit einigen Menschen schon ihr erstes Mal Rollenspiel erleben dürfen. Mit Kindern, Erwachsenen, Bekannten, Fremden und schon älteren Mitbürgern. Rollenspiel ist nicht für jede und jeden.

Warum Rollenspiel nicht für alle ist

Manchen ist es zu abgefahren, sich in eine Welt zu denken, die nicht real ist. Andere möchten oder können sich nicht anstrengen und bevorzugen das Gucken eines Films, wo das Visuelle und auch die Handlung schon gegeben sind. Manche sind auch von der Handlungsfreiheit überfordert. Ständig alles tun zu können, ist schlichtweg schwierig.

Es gab jedoch auch eine Person, der war das nicht kreativ genug. Sie wollte Lucky Luke als Charakterbild nehmen und Magie einsetzen, statt sich von der Welt von Tales from the Loop einschränken zu lassen.

Vier Stunden an einem Tisch zu sitzen und so zu tun, als sei man woanders, ist auch nicht jederfraus Sache. Einige finden das schlichtweg albern. Bei manchen funktioniert es gar nicht, auch wenn sie sich anstrengen. Die Fähigkeit zur Immersion ist nicht jeder gegeben. Für andere ist es hingegen das Bewusstseinstor in fremde Welten, wo das Abenteuer wartet und alles möglich ist.

Ich habe zwei Dinge erkannt, die helfen, «Rollenspielmaterial» (also Menschen, die prädestiniert sind fürs Rollenspiel) schnell zu erkennen. Eigentlich sogar eher zwei Dinge, die helfen, diejenigen zu erkennen, die nicht fürs Rollenspiel geeignet sind.

Der Schleudersitz

Das erste ist ganz einfach: Betone im Vorfeld regelmässig, dass jede/r jederzeit aussteigen kann. Darum nenne ich das den «Schleudersitz». Hast du keine Lust mehr? Dann geniere dich nicht, mach nicht aus Höflichkeit weiter, zögere nicht, steige einfach aus. Drücke den Eject-Knopf und weg bist du. Betone als Spielleitung, dass ein Ausstieg ganz einfach ist, dass alle jederzeit äussern können, wenn sie keine Lust mehr verspüren. Wiederhole das während der Session Zero und auch nach der ersten Session wieder. Meistens trennt sich da schon die Spreu vom Weizen. Meistens fühlen die Mitspielenden schon nach einer Runde, ob sie nach mehr lechzen oder ob das so gar nicht ihr Ding ist.

Die Eine-Stunde-Regel

Das zweite Erkennungsmerkmal ist die Ausdauer, die eine Person aufbringt. Wenn du als Spielleitung während einer Session sagst: «So, nun haben wir schon eine Stunde gespielt. Gefällt es euch und wollt ihr weiterspielen, oder habt ihr vielleicht schon genug?», dann zeigt sich schnell, wer sich erst gerade warmgelaufen hat und wer bereits froh ist, diesem unangenehmen Gefühl endlich entrinnen zu können, welches nun eine ganze Stunde erduldet werden musste. Schon mehr als einmal hatte ich erlebt, dass Personen es als anstrengend empfanden und froh waren, dem endlich ein Ende zu setzen. «Also, ich könnte jetzt eigentlich gut aufhören…», heisst es dann. Und dies, obwohl die Geschichte doch gerade erst anfing und ansatzweise spannend wurde. Meistens sind es dann diese Personen, die auf Regel eins zurückgreifen und den Schleudersitz betätigen.

Rollenspielmaterial

Es gibt viele Gründe, weshalb jemand Rollenspiele spielt. Gamer, Geschichten-Fans, Schauspielende, Brettspielende, Menschen, die Gesellschaftsspiele mögen, LARPerInnen, Immersions-Freaks, Eskapisten, Helden, Barden, Elfen und Kämpferinnen sind nur einige davon.

Es gibt genauso viele Gründe, weshalb manche Menschen mit Pen & Paper nichts anfangen können. Realisten, Extremsportler, Kinogänger, Extrovertierte, Partygänger, die lieber in die Welt hinausgehen und die existente Welt spüren, als stundenlang an einem Tisch zu sitzen und sich mühevoll Fantastereien aus der Nase ziehen zu lassen.

Rollenspielmaterial ist, wer sich gerne in andere Rollen, Welten und Lebensgeschichten hineinversetzt. Und wer davon mehr mitnimmt, als ein Gefühl peinlichen Berührtseins. Auch wer erdachte Erinnerungen zu seinen Erinnerungen aus der echten Welt gesellt und Freude hat, virtuelle Siege in einer fantastischen Welt zu erringen. Ihr Weltenretter, Indiana Jones, Aragorns, Skywalkers, Alices, Bonds, Poppins, Nemos und Siegfrieds da draussen – IHR seid Rollenspielmaterial.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!

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