Pen and Paper, Rollenspiel oder Tabletop RPG

Es gibt (zu) viele Begriffe, um das Spiel der Spiele zu beschreiben und keiner von ihnen trifft es genau. Ich werfe hier einen Lichtkegel auf die gängigen paar Namen für dieses grossartige Spiel.

Der Begriff Rollenspiel ist irreführend und beschreibt nur einen Bruchteil von dem, was Rollenspiel eigentlich meint. Genauso verhält es sich mit den Begriffen Tabletop Role-playing Game, kurz TTRPG, und Pen and Paper. Zu allen Bezeichnungen meines Hobbys pflege ich eine Hassliebe und das ist schön so. Dieses Hobby ist so simpel und doch unfassbar.

Pen and Paper

Während sich mir die Bedeutung von Table Top Roleplaying Game nie ganz erschlossen hat, ich kann ihn nachvollziehen, sobald Miniaturen und Battle Mats zum Einsatz kommen, mag ich den Begriff Pen and Paper sehr. Er zählt auf, was man zum Spielen braucht und unterstreicht die Einfachheit dieses Spiels in der realen Welt. Dabei unterschlägt er allerdings eine wichtige Komponente, weil eigentlich müsste Pen and Paper ja Pen and Paper and Dice heissen.

Und noch vielmehr unterschlägt der Begriff Pen and Paper die Komplexität des Spiels, wenn es ganzheitlich betrachtet wird. Denn das, was auf der narrativen Schiene, im Geist, in der Fantasie vor sich geht, wird dabei komplett vernachlässigt. Ganz zu schweigen von der sozialen Interaktion, der Gruppendynamik, der Kommunikation und Verständigung, der Kunst des Erzählens, des Beschreibens und des Malens mit Worten. Pen and Paper oder Pen & Paper bezieht sich auf die Einfachheit und Analogität des Spiels. Denn Pen-and-Paper-Spieler sind Gamer, aber halt nicht am digitalen Gerät, sondern am Tisch, am Lagerfeuer, am Strand und mit Menschen. Sie sind Analogspieler.

Rollenspiel

Menschen, die noch nie Rollenspiel gespielt haben, denken bei dem Begriff oft sofort an etwas Sexuelles oder an etwas, das man bei sozialen Konflikten in der Therapie und beim Psychologen tut, um zwischenmenschliche Situationen auszuloten. Und obwohl sich Tischrollenspiel den gleichen Elementen bedient, geht es hier um ganz etwas anderes. Nämlich um die Heldenreise, um das Erleben fantastischer Geschichten und um Storytelling. Wir schlüpfen in die Rolle einer Figur, eines Charakters und stellen diesen dar. Aber wir erzählen auch gemeinsam eine Geschichte, wir spielen, wir werfen Würfel, wir rechnen, wir lachen, wir schaudern, wir erzittern und wir triumphieren. Als Spielerinnen nicht als Schauspielerinnen.

Tabletop RPG

Dieser Begriff ist mir immer noch ein Rätsel. Es gibt RPG’s, also Role-playing Games auf dem Computer. Und um diese vom Rollenspiel zu unterscheiden heisst das analoge Spiel Tabletop Role-playing Game, kurz TTRPG oder TRPG. Tischrollenspiel sozusagen. Weder erschliesst sich mir bei Computer-RPG’s, was daran so rollenspielig ist, weil Computer-Adventures mindestens genauso viel oder sogar mehr mit Tischrollenspiel gemeinsam haben, noch verstehe ich den Tabletop-Teil. Ein Brettspiel spielt man auf der Tischoberfläche, ein Pen-und-Paper-Rollenspiel mehrheitlich im Kopf. Der Begriff muss historisch gewachsen sein, weil Pen and Paper ursprünglich aus dem Tabletop entstanden ist, also aus der Schlachtendarstellung mit Miniaturen.

Mehr als nur Rollenspiel

Doch egal wie man es nennt, Rollenspiel ist nur ein kleiner Teil von dem, was bei einem Rollenspielabend geschieht. Es werden Rätsel gelöst, Kämpfe ausgefochten, Schicksale besiegelt und die Welt gerettet. Wie sehr man dabei seine Rolle ausspielt, steht nicht immer im Zentrum. Es gibt Spielerinnen und Spiele, bei denen es vor allem um das Erzählen der Geschichte geht, um das Voranschreiten des Plots, um überraschende Wendungen und abgefahrene Plottwists. Oder um das Würfeln, das Optimieren, das Errechnen von Vorteilen und das ideale Einsetzen von Punkten. Oder um das Simulieren unmöglicher oder aber ganz alltäglicher Tätigkeiten, zum Beispiel in einer anderen Epoche oder einer anderen Welt. Die Rollenspieltheorie nimmt diese Vielfalt penibel unter die Lupe oder besser unter das Mikroskop und versucht zu beschreiben, was nicht zu beschreiben ist.

Begreifen, statt Greifen

Es ist hochkomplex, wie aus Worten Bilder werden, aus Interaktion eine Erzählung entsteht, wie durch Würfeln zufällige Abbiegungen genommen und fiktive Weichen in den Leben der Charaktere gestellt werden. Wie Spielerinnen und Spieler eine Rolle spielen und trotzdem nur von sich selbst ausgehen können. Wie Fragen um Themen wie Gruppendruck, Gewalt, Loyalität, Gier und Fürsorge bewusst oder unbewusst berührt und behandelt werden. Alles was geschieht, tut dies in der Vorstellung, im Kopf, in Gedanken und Interpretationen. Nichts davon kann angefasst werden, ist vollständig definiert oder hat Bestand. Und doch ist das, was bleibt, manchmal so real und nachhaltig wie das Leben selbst. Doch dazu mehr in einem anderen Artikel zum Thema «Rollenspiel ist die echte Virtual Reality».

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Ein Kommentar

  1. Hm, ich finde, das ist ein bisschen zu kleingemustert analysiert und auf den reinen Worten rumgeritten.
    Hier wird es „Pen & Paper“ genannt in Abgrenzung zu „Rollenspiel“ (und Tabletop), aber ich kenne eigentlich eher den vollständigeren Begriff „Pen & Paper Rollenspiel“ (abgekürzt „P & P RPG“) oder auch genrebezogen „Fantasy RPG“. Da fehlt keine – phyische – Komponente, wie oben behauptet etwa Würfel.
    Denn es gibt ja auch Systeme, die ganz auf Würfel oder z.B. Spielkarten verzichten. Entscheidungsmechanismen können also vielfältig sein und auch rein im Ideenaustausch zwischen Spielern und Spielleiter liegen. Ich glaube mich zu erinnern, dass es bei einem Rollenspiel namens „Daedalos“ so ist.
    Und es fehlt auch nicht der Phantasie-Aspekt. Die ganze Palette nichtmechanischer / nichtphysischer Komponenten kommt ja im Wort Rollenspiel zum Ausdruck.
    Beim Tabletop feheln diese interaktiven Aspekte großenteils, es wird auf die reine „feldherrenmäßige“ Entscheidungskraft (Strategie, Taktik) abgestellt, was man z.B. an den Tabletop-Verführungen im Rahmen der Essener Messe „Spiel“ sehen konnte, wo „Interaktionen“ nur zwischen Kontrahenten stattfanden, denn es waren üblicherweise nur deren zwei beteiligt, evtl auch mal drei, die ganze Heere befehligten und nicht gruppendynamisch sondern jeder für eine „Fraktion“ tätig war.
    So gesehen finde ich die Diskussion oben etwas konstruiert und um Kaisers Bart gestritten.

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