Man muss nichts können

Für gutes Rollenspiel muss man nichts mitbringen. Rollenspiel ist so schwammig wie Kommunikation oder Kunst. Es gibt Kriterien für gutes Rollenspiel, doch die sind subjektiv und veränderbar.

Pen und Paper leiten? Ich glaube, das kann ich nicht. Beherrsche ich gutes Rollenspiel? Was, wenn ich das gar nicht kann? Rollenspiel ist gut, wenn alle am Tisch es gut finden und das ist ein langer Weg und auch ein bisschen Glücksache. Aber von vorn…

Ein Vergleich

Ich habe versucht im hohen Alter Schach zu lernen. Hohes Alter verglichen mit dem Einstiegsalter von richtig guten Schachspielern. Wer mit zwanzig, dreissig oder vierzig noch anfängt Schach zu spielen, wird es kaum mehr zum Grossmeister bringen. Die wenigsten jedenfalls. Ich habe drei Jahre lang beinahe täglich Schach geschaut, gespielt und trainiert und bin jetzt besser als Gelegenheitsspieler, aber immer noch im Anfängerstadium. Leider. Das wird sich wohl auch nicht mehr massgeblich ändern.

Kein Können verlangt

Die gute Nachricht ist: fürs Rollenspiel muss man nichts können. Eine ketzerische Aussage für manchen, ich weiss. Aber es ist so. Ja, Menschen, die ihr Leben lang Rollenspiel gespielt haben, kennen die Begriffe, die Möglichkeiten, Kniffe und Tricks; doch es gilt nicht, Leistung zu erbringen. Selbst sogenanntes ergebnisorientiertes Rollenspiel ist so schwammig, dass man es nur in der Tendenz besser oder schlechter nennen kann.

Selbst, wenn jemand die Regeln richtig gut kennt und einzusetzen weiss, dabei wenig Lebenspunkte verliert und den Gegner optimal bekämpft, heisst das nicht, dass er damit die Geschichte voranbringt, oder dass er seine Rolle gut spielt. Auch nicht, dass er sich deshalb gut in die Gruppe einfügt oder Spass hat.

Was ist gutes Rollenspiel?

Dann die alte Frage: Gibt es gutes und schlechtes Rollenspiel? Was ist gutes Rollenspiel, wie spielt man es richtig? Die Regeln einzuhalten ist für manche ein Kriterium. Für andere wiederum sind die Regeln zweitrangig und manche davon optional. Für sie liegt die Story im Vordergrund. Die Rollenspielpolizei mag das anders sehen. Doch wer soll das überhaupt sein und anhand von was soll irgendjemand jemand anderem den Spass verbieten dürfen?

K(l)eine Hürden

Pen und Paper ist niederschwellig. Okay, es hilft, wenn man Schauspielern kann, aber vielleicht ist es ja genau dieses ausschweifende Spiel, dass die ganze Gruppe so nervt. Und ja, es hilft, wenn man sozial ist und den anderen ihr Spotlight gönnt, doch vielleicht sind die anderen ja ganz froh, zusehen zu können und nicht ständig liefern zu müssen. Pen-und-Paper-Rollenspiel ist so komplex wie jedes andere soziale Gefüge, welches das menschliche Bewusstsein beinhaltet. Wohl auch deshalb ist überhaupt die Rollenspieltheorie entstanden, die zwar hilfreich aber wieder ebenso schwammig ist, wie gutes Rollenspiel. Am Ende kann einfach jede/r Rollenspiel spielen. Alles andere wäre, als würde man zum Uno spielen Voraussetzungen verlangen. Rollenspiel kennt keine Voraussetzungen, keine Grenzen und verbindet auch gerade deswegen. Wer kann, der kann.

Einfach anfangen

Egal, ob du spielen oder leiten willst, das Wichtigste ist, es einfach zu tun. Denn wie bei allem hilft einem die Erfahrung, Hemmungen abzubauen und mit Situationen einfacher umgehen zu können, doch am Ende ist alles sowieso subjektiv. Und wenn jedes Puzzleteil der Gruppe am Ende subjektiv Spass hat – dann ist das doch gutes Rollenspiel.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!

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