Critical Role’s Cthulhu heisst Candela Obscura

Candela Obscura ist Critical Role’s Cthulhu. Während Daggerheart Critical Role’s Dungeons & Dragons wird.

Diese These entstand, während ich mir die erste Folge von Candela Obscura ansah. Diese ist hier verlinkt. Und sie ist eine ausserordentlich gut gemachte Rollenspiel-Show. Das Set, die Kleidung, das Timing, die Bilder, das Logo… ich könnte ewig weiter aufzählen. Hier kommen jahrelange Erfahrung in der Präsentation von Pen & Paper sowie Geld und Zeit zum Zug. Profis machen Rollenspiel.

«Was hast du anderes erwartet?», könntest du fragen, oder zumindest denken. Ich gestehe, ich habe mir so viel Professionalität erhofft, doch nicht immer wird die Hoffnung auch erfüllt. Viele Profis vieler Branchen machen tagtäglich Produkte, Werbung und Shows. Und nicht alle davon sind über alle Zweifel erhaben. Produktionstechnisch meine ich und nicht, ob sie den Geschmack treffen.

Gutgeölte Maschine

Aber diese Candela-Obscura-Show… die ist von erster Güte. Alles ist hochprofessionell. Das Design, das Marketing, die Show – alles geht Hand in Hand wie geschmierte Zahnräder. Es wird auf den Quickstarter hingewiesen und es werden Merchandisingartikel angepriesen. In der Pause erklärt einer der Entwickler die Regeln von Candela Obscura. Man kann sich über zu viel Perfektion aufregen und «sell out» rufen, aber ich finde es einfach nur phänomenal, wenn mein komisches Hobby so viel Power bekommt, solange mir nicht mit Schrott das Geld aus der Tasche gezogen wird.

Wie Call of Cthulhu

Und plötzlich fällt mir auf, wie nahe Candela Obscura an Cthulhu dran ist. Etwas mystischer, etwas weniger tödlich vielleicht. Sofern ich das nach nur einer Folge beurteilen kann. Aber sehr nahe dran. Und damit meine ich überhaupt nicht, dass es gestohlen oder kopiert wäre.

Man kann ja nicht alles neu erfinden. Ich selbst habe seit mehreren Jahren ein sehr ähnliches Spiel in der Pipeline. Es ist Candela Obscura sogar ähnlicher als Call of Cthulhu. Nicht die Würflerei, die ist bei mir völlig anders, aber das Setting und die Unterschiede zu Call of Cthulhu basieren auf den gleichen Ideen wie bei Candela Obscura. Darum ist mir die Ähnlichkeit auch sofort ins Auge gestochen.

Bookshops of Arkham

Honorable Mention: Auch das enorm gut gemachte Bookshops of Arkham kommt natürlich in den Sinn. Diese schauspielerisch und bühnenbildnerisch herausgeputzte Call-of-Cthulhu-Show, die bestimmt Pate gestanden hat für Candela Obscura. Und deren Namen ich bis heute nicht verstehe, weil es sich anhört wie Batmans Lieblingsbücherei. Just kidding.

Gemeinsamkeiten mit Cthulhu

1907 fühlt sich an wie 1920. Ja, wir befinden uns hier vor dem ersten Weltkrieg und noch vor den Goldenen Zwanzigern und doch, es ist die Zeit nach der Hochindustrialisierung. Dampfmaschinen, genietete Metallkonstruktionen und stilvolle Kleidung. Aber auch Armut, dreckige Gesichter, verlumpte Gestalten.

Wie Cthulhu ist auch Candela Obscura paranormal, fantastisch, magisch. Ja, es ist unsere Welt, wie wir sie kennen und wie sie in den Geschichtsbüchern steht. Weltausstellung, Südpolexpedition und Titanic. Und trotzdem haben wir sie alle nicht erlebt, diese exotische Epoche, weil es zu lange her ist. Dazu kommt dieser «Unsere Welt, aber doch anders»-Anteil, wie sie auch Cthulhu oder Tales from the Loop haben.

Einfaches Würfelsystem

Auch bei der Mechanik hat man einen ähnlichen Komplexitätsgrad gewählt. Obwohl das System von Candela auf Forged in the Dark basiert und nicht wie Cthulhu auf Basic Roleplaying, also ein Würfelpool aus W6 und nicht ein Prozentsystem, greifen beide auf ein einfaches System zurück, wo weder die Charaktererschaffung tausend Optionen bietet, noch die Proben den Kampf besonders crunchy machen.

Die grossen Zwei

Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Schluss. Welche zwei Rollenspiele müsste man als Rollenspielverlag haben? Dungeons & Dragons und Call of Cthulhu. Das kann man als Liebhaber anders sehen, aber nicht aus Sales- und Marketingsicht, wenn man damit Business machen möchte. CoC ist in Japan angeblich das Synonym für Roleplaying, so wie D&D das in den USA ist. Also riesig. Und Call of Cthulhu ist eines der ältesten und grössten TTRPGs, während D&D das älteste und grösste überhaupt ist. Beide in den USA seit vielen Jahrzehnten sehr erfolgreich und in zig Sprachen übersetzt.

Müsste ich mich als mächtiger Rollenspielverlag für zwei Settings entscheiden, die ich zu hundert Prozent kontrollieren könnte, dann hätte ich gerne D&D und CoC, allein schon wegen der Marktanteile und dem Bekanntheitsgrad. Ganz zu schweigen davon, dass es zwei richtig gute Spiele sind.

Die neuen Zwei

Nun gibt es diese Spiele aber schon und sie werden nicht in absehbarer Zeit verkauft. Also erfinde ich für mein Rollenspiel-Imperium, das hunderttausende Zuschauer, eine eigene Zeichentrickfabrik und Merchandising zu ziemlich jeder Kampagne hat, zwei eigene Spiele und nenne sie Candela Obscura und Daggerheart. Einfach CO und DH, anstelle von CoC und DnD.
Does this sound familiar?

Ich hoffe, dass wir von den beiden Spielen richtig gute Abenteuerbücher und Hintergrundbände, die wohlgestaltet sind und Freude machen, bekommen werden. Hochprofessionell designt, angepriesen und supportet. Zumindest wünsche ich mir das. Und die Hoffnung stirbt zuletzt, lange nachdem der letzte SC ins Gras gebissen haben.

(Denn) wenn Critical Role bisher etwas richtig gut gemacht hat, dann ist das, ihre Rolle in der Szene richtig gut auszuspielen. Pun intended.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!

3 Kommentare

  1. Wenn man sich vor Augen führt, wie schnell das – bis vor wenigen Monaten noch schwer gehypte und in aller Munde hochgelobte – System EZ-D6, völlig aus der Wahrnehmung verschwunden ist und von Candela Obscura quasi vom Spieltisch gewischt wurde, bekommt man eine Idee davon, welche enorme Power CriticalRoll mitlerweile zu entfalten im Stande ist……. Beware.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert