Tails of Equestria Starterset

Equestria, wo die Charakterkreation eine tollere Angelegenheit ist als das Abenteuer.

Warum ein Solo-Abenteuer in einem Starterset? Warum drei Ponys als vorgefertigte Charaktere, wenn im ganzen Abenteuer nur von dir als der einen Protagonistin die Rede ist? Warum alles auf wenige Möglichkeiten beschränken? Weil es einfach sein soll? Gerade das macht es aber zwischendurch kompliziert. Spielt man es als Solo durch, geht es. Dann sind die drei Charakterblätter und die Pappaufsteller aber etwas übers Ziel hinausgeschossen.

Ich habe mich nicht sehr gut vorbereitet. Unter anderem, weil das Abenteuer als Solo-Adventure mit Entscheidungsbaum daherkommt. Was macht es da für einen Sinn, jede mögliche Entscheidung durchzuspielen? Also lieber gleich leiten, so viel Erfahrung habe ich doch hoffentlich schon, um ein paar Ponys in die Drachenhöhle zu (ge)leiten.

Der Start, die Charaktererschaffung

Ich habe es für drei Mädchen im Alter zwischen sieben und neun geleitet und es war ein mässiger Erfolg. Die Charakterblätter habe ich in der Rohversion und leider auf Englisch ausgedruckt, damit sie ihre eigenen Ponys entwerfen konnten. Das Regelwerk habe ich, auch nach angestrengter Suche, nicht mehr erstehen können; jedenfalls nicht auf Deutsch, weil der Verlag Ulisses den Vertrieb eingestellt hat.

Also musste die Charaktererschaffung mit nur Bruchstücken des Regelwerks gemacht werden, was dank der einfachen Regeln, halbwegs machbar ist. Wie bei Mausritter mag ich die wenigen Attribute und bei ToE vor allem auch das System mit den verschieden «grossen» Würfeln, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, finde ich sehr toll. Zielwert drei und darüber, wenn du gut bist, würfelst du mit einem W8, wenn du weniger gut bist mit einem W6 oder gar nur W4.

Das Starterset und sein Inhalt

Die Würfel im Starterset sind alle schön bunt von schwarz, gelb, blau, über rot, grün bis violett. Auch die Handouts sind ganz dufte, allerdings wurden sie von den Kids nicht besonders goutiert und die Karte von der Gewundene Tunnel war der Tiefpunkt des ganzen Abenteuers. Es ist nicht klar, ob die Karte helfen soll, es gibt keinen klaren Einstiegspunkt, weil wir aus den Minen kamen. Und dann bringt sie einfach nichts, auch wenn im Abenteuer bei jedem Abschnitt steht: «Vielleicht kannst du irgendwo eine Karte, die dir weiterhilft?» Blöd ist das. Ärgerlich.

Das Abenteuer mit dem roten Drachen

Auch das Zufallselement mit dem Aufenthaltsort des Drachens klang in der Theorie genial, war aber in echt gar nicht so prickelnd. Das Abenteuer, die Aufteilung der Texte, die Dramaturgie, der Entscheidungsbaum, die Queste… alles war am Ende so mittel. Tails of Equestria ist toll als Setting, aber das Abenteuer des Einsteigersets ist so gar nicht mein Ding.

Tails of Equestria ist möglichst ohne Gewalt, Freundschaftssteine helfen, Hindernisse zu meistern, die Elemente der Harmonie rücken uns näher zusammen. So wollen wir doch die Garstigkeiten dieser Welt in Angriff nehmen. I like. Aber das Starterset schafft irgendwie nicht, was die ersten beiden Folgen der Serie «Friendship is Magic» schaffen, nämlich Begeisterung für Equestria zu wecken.

Auch, dass das Abenteuer vorsieht, dass man einfach so abbrechen und in die Stadt zurückkehren kann, fand ich persönlich etwas schwach und habe es geändert, sonst wären wir zu einem unrühmlichen und unspannenden Abschluss gekommen und alle hätten Rollenspiel in Zukunft gehasst. Ich fühlte mich an das Solo-Abenteuer «Alleine gegen den Frost» von Cthulhu erinnert.

Und dann, dass man die Helden der Serie, Twilight Sparkle and Friends, so in die Handlung geklatscht hat, obwohl sie gar nichts zur Sache tun. Ich weiss jetzt noch nicht, ob ich das gut finden oder verabscheuen soll.

Fazit

Für Sieben- bis Neunjährige ist das Abenteuer denn auch etwas lang, weil die Aufmerksamkeitsspanne noch nicht so lange hält. Ellenlange Texte, in einer Sprache, die ganz schön schwierig ist. Kinder wollen nicht zwei Stunden lang eine Geschichte vorgelesen bekommen. Am Ende waren da drei abgelenkte, etwas gelangweilte oder überstrapazierte Mädchen und ein etwas frustrierter Spielleiter. Dann spielen wir doch lieber eines der anderen Kaufabenteuer oder malen uns ein weiteres buntes Pony!

Tails of Equestria Starterset
Image by River Horse Games

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