Warhammer Fantasy Einsteigerset

Ich bin voreingenommen – ja, fast ein wenig verliebt in die Welt von Warhammer Fantasy und in das zugehörige Rollenspiel. Das Einsteigerset hat diese Liebe entfacht und seither brennt sie lichterloh.

Wie schon einmal erwähnt, bin ich Rollenspiel-Native und gleichermassen Rollenspiel-Immigrant. Ich habe in der Mittelschule damit angefangen, aufgehört und jetzt im Erwachsenenalter erneut damit begonnen. Und zwar angefressener denn je. Der Grund dafür ist/war Cthulhu. Aber meine Liebe gilt gleichermassen Warhammer Fantasy Role-play.

Es ist fies

Weil es so ist, wie ich es mag. Es ist düster und ungerecht, hoffnungslos und fies, wie wir uns heute das Mittelalter vorstellen. Es bedient den täglichen Struggle der Natur und des Menschen, dem wir uns heute durch Klimaanlage, Heizung, Kraftfahrzeuge, Polstersessel, Antiaging-Creme und Zahnpasta entziehen können. Diesen Umstand mache ich mir regelmässig bewusst (Wandern wie im Mittelalter) und es ist auffallend und erschreckend, wie wenige Menschen sich das regelmässig bewusst machen.

Erst wenn in unmittelbarer europäischer Nachbarschaft Kriege beginnen, die vor wenigen Monaten noch undenkbar waren, rückt der dreckige Kampf ums Überleben näher in unser Bewusstsein. Und doch können wir ihn ausblenden: Mit Ausflügen ins Freibad, ins Kino, Grillpartys und einem guten Buch mit Wein. Zurück zum Thema.

Es ist lustig

Warhammer Fantasy Role-play ist ein bisschen doof. Es benutzt Namen, die absichtlich bescheuert sind. Weniger für Englischsprechende, sicher aber für Deutschsprachige. So heisst die Heilerin mit Nachnamen Pflaster und ihr Bruder, der Anführer der Strassenwache, natürlich auch. Wie passend, für beide. Toll ist es, weil es die Tradition des englischen Humors damit pflegt. Terry Pratchett und Monty Python lassen grüssen. Es ist teils böse, teils makaber, aber immer mit einem beknackten Lächeln im Gesicht.

Es ist normal

Warhammer Fantasy Role-play ist Fantasy. Unschwer am Namen zu erkennen. Aber es ist nicht High Fantasy mit übermächtigen Wesen, Magiern und Gottheiten. Es ist alles ein bisschen unberechenbar, kaputt und korrumpiert. Es gibt hier keine Superhelden in glänzenden Rüstungen, sondern nur vom Leben gezeichnete Halunken mit Narben im Gesicht. Es bedient viel mehr das Herr-der-Ringe-Gefühl vom Nullachtfünfzehn-Hobbit, der die Welt retten muss, als die des übermächtigen, bewundernswerten Superhelden, der sich in auffällige Farben kleidet, weil er nichts zu befürchten hat. Es ist vielmehr die altertümliche Sage, als ein Hollywoodfilm – und das gefällt mir.

Zur Einsteigerbox

Das war jetzt eigentlich die zweite Liebeserklärung an Warhammer Fantasy. Sorry dafür. Aber da sieht man, wie sehr ich in diese Welt verknallt bin. Und jetzt folgt die zweite Lobeshymne, nämlich die an die Einsteigerbox von Warhammer Fantasy Rollenspiel. Das Einsteigerset hat nur zwei Würfel drin, aber schöne. Es ist ein hunderter System, was nicht alle mögen. Da ich aber mit Cthulhu wieder zum Rollenspiel fand, war auch das für mich ideal. Die Erfolgsgrade scheinen manchen D&D-SpielerInnen zu mühsam. Es ist aber nur anders, nicht mühsam. Es ist sogar echter, falls das Sinn macht, aber natürlich weniger süffig.

Die Charaktere

Im Einsteigerset gibt es sechs vorgefertigte Charaktere: Den Amethyst-Magier Gruber, den zwergischen Slayer Hrolfsson, die Halblingsdiebin Brandyschluck, den elfischen Händler Schwarzasche, die Adlige Salundra und die Hexenjägerin Else. Sie alle sind schon mit Erfahrungspunkten gedopt, was (so viel ich weiss) nicht explizit ausgewiesen wird und sich erheblich auf das Spielerlebnis auswirkt, sollten eigene Charaktere mit null Erfahrungspunkten in die gleichen Herausforderungen geschickt werden. Oder noch schlimmer, so haben wir es gemacht, vorgefertigte und eigene Charaktere gemischt werden. Dann ist ganz fertig mit Balancing, was bei WFRS ohnehin kein so grosses Thema ist, wie zum Bespiel bei DnD.

Haufenweise Spielhilfen

Es gibt viele Übersichten mit Gerüchten, die man während des Spielens der Box streuen kann, es gibt wunderschön gemachte Charakterbögen, es gibt Tabellen für Kampf, Handel und Ausrüstung. Es ist eine wahre Freude. Die Kiste selbst ist ein kleiner Spielleitungsschirm mit Informationen darin, Karten für SL und Spielende liegen bei. Die Regeln werden für Neulinge leider nicht sehr behutsam erklärt, dafür ist die Art und Weise von WFRP Geschichten zu erzählen einfach eine Wucht.

Das Einstiegsabenteuer

Ja, es ist ziemliches Railroading, was da zu Beginn geschieht. Und das führt zu sehr unterschiedlichen Empfindungen, was die Güte dieser Box angeht. Ich habe Meinungen gelesen, die waren empört und welche, die waren entzückt. Ich persönlich finde es einfach nur toll. Weil eine Geschichte erzählt wird und diese so richtig in Gang kommt. Keine wir ziehen los und hauen ein paar Goblins aus dem Tunnel, sondern ungewohnte Ereignisse in einer tollen Stadt. Und sobald die Einführung durch ist, wird es so offen, wie es nur sein kann. Eine ganze Festungsstadt mit detailliertesten Beschreibungen steht einem offen. Die Spielenden waren bei mir plötzlich überrascht. Das war, als führe man seinen Zweimaster vom reissenden Fluss ins offene Meer. Kein Sog, kein Zug, keine vorgegebene Richtung mehr, nur noch unbegrenzte Möglichkeiten.

Das Abenteuer ist witzig, es ist doof, es ist heftig und es ist pfui. Sofort hat man begriffen, worum es in dieser Welt geht. Die Moral ist dahin, die Hoffnung auch, es werden dringend Helden benötigt. Aber nicht, weil der strahlende Ritter den Drachen töten soll, sondern um zu überleben. Weil jeder, der noch in der Lage ist oder sich dazu berufen fühlt, etwas tun muss, sonst ist das unser aller Ende. Und das ist doch mal eine echtere Motivation, als Monster für Goldmünzen, Ruhm und Ehre zu verkloppen.

Geschenkt

Was ich auch schon erwähnt habe und nicht oft genug erwähnen kann: Warhammer versucht nicht, dir das nächste Buch für 70 Münzen zu verkaufen, sondern gibt dir mehr, als du abbeissen kannst. Allein die Einsteigerbox reicht für ein ganzes Jahr Spass. Und dies für den Preis eines halben D&D-Abenteuerbuchs – wirklich nicht zu verachten!

Missachtet

Ich glaube nach wie vor, dass Warhammer Fantasy einen falschen Ruf hat oder missverstanden wird. Ich verstehe, dass es nicht jedermenschs Sache ist. Aber ich glaube, es liegt auch daran, dass es nicht bekannt genug ist. Dieses Rollenspiel steht im Schatten der Kunststoffarmeen, die ganze Tische zu Klump schiessen. Sie werden überschattet von Age of Sigmar und der eierlegenden Wollmilchsau Warhammer 40k. Doch die aktuelle vierte Edition von Warhammer Fantasy Rollenspiel hat so viel mehr Liebe verdient. Entflamme diese Liebe mit dem Starterset. Es kostet nix und bietet so viel. So viel Freude, Erlebnisse und den Einstieg in die Alte Welt, wie es sie nur einmal gibt.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!

3 Kommentare

  1. WFRP ist Dung Renaissance nicht Mittelalter,
    btw nein das Mittelalter war nicht the Dung Ages.
    Wenn man Fätelalter meint, dann schreibt Fäntelalter
    Der 08/15 Hobbit hat Eru Illuvatar im Rücken
    Theoden King könnte direkt aus Beowulf geritten kommen

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