Rezension: Baphomets Sohn

Baphomets Sohn ist ein OSR-Abenteuer des Wiener Verlages Gazer Press. Es ist düster und bedient Oldschool-Fantasy und Cthulhu-Bedürfnisse zugleich.

Eine «infektiöse Schatzjagd» verspricht das Abenteuerbuch Baphomets Sohn. Es ist rund 100 Seiten dick. Baphomets Sohn ist ein schönes Buch: Schwarz und weiss mit groben, aber tollen Illustrationen. Leider ist da diese grässliche Farbe Magenta, welche man unter keinen Umständen für ein Buch oder einen Blog verwenden sollte… Scherz. Ich mag Designs, die mit Schwarz, Weiss und einer Signalfarbe funktionieren sehr.

Ein Sohn, ein Kult, ein Dungeon

Nach einem Vorwort von OSR-Papst Moritz Mehlem geht es los. Der Plot hat etwas cthulhoides, ist aber Fantasy. Der Klappentext von Gazer Press lautet folgendermassen:

Im Auftrag einer Geheimgesellschaft suchen die Spieler nach einer uralten Reliquie, die unter einem verfallenen Templerhof in Nordhausen verborgen sein soll. In den modrigen Tunneln stoßen sie auf die Überreste des Baphomet-Kultes, der vor Jahrhunderten aus dem Heiligen Land eingeschleppt wurde. Doch der von den Templern einst verehrte Dämon ist nicht, was er zu sein scheint. Hinter dem Götzen verbergen sich außerweltliche Gefahren und was einst den Flammen der Inquisition entging, harrt tief unter der Erde auf die Rückkehr seines Erlösers.

Dark History

Baphomets Sohn ist nicht nur Dark Fantasy, es ist auch Dark History. Denn das Setting ist wie beim Vorgängerbuch Der Heilige von Bruckstadt in der Zeit des Dreissigjährigen Krieges angesiedelt. Dieser begann 1618 und war eine Zeit des Hungers, der Feldzüge, Schlachten, Seuchen und Hinrichtungen. Mehr als ein Drittel der deutschen Bevölkerung überlebte die Zeit des Krieges nicht. Gekämpft wurde mit Degen, Piken und Musketen, zu Pferde und zu Fuss. Baphomets Sohn spielt in der Thüringischen Stadt Neuhausen und ist wie sein Vorgänger ein Dungeon Crawl. Alles in Baphomets Sohn ist modrig, faulig und am Verrotten. Hier gibt es Friedhöfe, Mausoleen, Gräber und Grotten. Alles stinkt, trieft, zerfällt und erkrankt. Horrorelemente werden ohne Umschweife beschrieben. Keine Spielwiese für Zartbesaitete.

Gut gemacht

Was mir sofort auffällt: Das Buch ist richtig gut gemacht. Das Layout, die Farbigkeit, die Illustrationen sind alle schön, sauber und durchdacht. Der Text ist so gut wie fehlerfrei, was selbst bei grossen Verlagen keine Selbstverständlichkeit ist. Er ist lesefreundlich gegliedert, in kurze Abschnitte gegliedert, die gut geschrieben sind. Bei der Beschreibung von Baphomets Sohn bekomme ich tatsächlich eine Sekunde lang Gänsehaut. Pfui Spinne!

Altbewährt

Baphomets Sohn ist sicher nicht disruptiv, wie man heute so schön sagt. Die Story funktioniert mit vielen bekannten Elementen, was für ein Abenteuer, das nach der Alten Schule funktioniert, ja wunderbar passt. Die Geschichte an sich, kommt mir bekannt vor. Es gibt gar ein Cthulhu-Abenteuer, das mit einer sehr ähnlichen Grundidee funktioniert.

Nicht einfach

Einmaliges Durchlesen ist zum Leiten nicht genug. Es braucht Arbeit zum glaubwürdigen Vermitteln des Settings 30-jähriger Krieg, zum Verstehen der beteiligten Gruppierungen, NSCs und ihren Motivationen und zur Mechanik des Fluches. Die Spielenden können sich nämlich aussuchen, mit wem sie sich einlassen und wen sie als Kontrahenten haben. Das führt dazu, dass das Ende offen ist und die Spielleitung deshalb richtig gut den Überblick haben muss.

Fortsetzung mit neuem System

Baphomets Sohn ist für Charakterlevel drei bis vier gedacht, kann also an den Vorgänger Der Heilige von Bruckstadt angehängt werden, der die Stufen eins bis drei bedient. Baphomet ist jedoch für das Regelwerk von Swords & Wizardry gedacht, während der Vorgänger auf Lamentations of the Flame Princess (D&D) basiert. Gespielt werden kann allerdings beides, womit man Lust hat. Auch das bedingt wieder eine gewisse Erfahrung der Spielleitung. Swords & Wizardry soll demnächst auf Deutsch bei System Matters erscheinen.

Fazit

Der Mix von Kult, Fluch, Fantasy, Cthulhu, Historie und realer Welt gefällt mir persönlich sehr gut. Wie man an der Aufzählung merkt, sind da aber einige Elemente vermischt. Und dieses Gefühl habe ich bei Baphomets Sohn überall, was das Setting, die Story, die NSCs und die Regeln betrifft. Ich mag es persönlich gerne etwas straighter, plakativer, eingängiger. Ich bin halt einfach gestrickt.

Während das Buch so einiges bietet, will es auch viel und das macht es für Anfänger nicht sehr einfach loszulegen. Ich vermute aber, dass sich Baphomets Sohn auch eher an ein Publikum richtet, das die Alte Schule schon kannte, als sie noch keine Renaissance benötigte.

Was richtig schön ist: dass mit Gazer Press ein Indie-Verlag am Start ist, der viel Energie in seine durchdachten Werke steckt, was dazu führt, dass schöne, fehlerfreie, liebevolle Bücher entstehen. Und davon kann es nicht genug geben.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!

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