The Dragon Prince (Rezension)

Die Animationsserie The Dragon Prince war für mich eine Entdeckung und Offenbarung. Ich erwartete nichts und erhielt überraschenderweise ganz viel. Dabei hätte es gerne bleiben können.

The Dragon Prince, auch bekannt als Der Prinz der Drachen, ist eine amerikanische Animationsserie sondergleichen. Die Serie ist computeranimiert und trotzdem zweidimensional. Das heisst, sie sieht aus, wie von Hand gezeichnet, aber mit Kameraführungen, die in gewöhnlichem Zeichentrick kaum machbar wären. Ein bekanntes Beispiel dieser Technik ist der Simpsons-Nachfolger Futurama von Matt Groening. All die smoothen Raumschifflandungen sind das Ergebnis davon.

Drachenprinz oder Prinz der Drachen

Der Name «The Dragon Prince», also Drachenprinz oder Prinz der Drachen, lässt so wunderbar offen, wie er gemeint ist. Entweder ein menschlicher Prinz, der gut mit Drachen kann oder eben der Prinz, welcher selbst ein Drache ist. Und selbst wenn die Serie fertiggeguckt ist, bleibt es noch immer unklar – und das ist gut so.

Prinz der Drachen wie Herr der Ringe

The Dragon Prince ist 2018 erschienen, die zweite und dritte Staffel folgten im Jahr 2019. Diese drei Staffeln umfassen die eigentliche Geschichte, welche irgendwie dem Vorbild von Herr der Ringe folgt. Sie beschreibt eine spannende und gefährliche Reise quer durch eine Fantasywelt mit Elfen, Drachen und Monstern. Es gibt eine Mission, die zeitkritisch ist und bei erfolgreicher Ausführung die Welt rettet.

Wenn dann Azymondias in der Monsterhöhle zusammen mit den angreifenden Monstern von der Brücke in die Tiefe stürzt, damit die Gefährten entkommen und ihre Mission vollbringen können, fühlt man sich schon arg an Gandalf und die Balrog-Szene erinnert. Und dieser Aaravos-Falter, der aus der Bluetooth-Ohrwurm-Larve entstand, ist auch nur ein Gollum mit Flügeln.

Richtig gut wird selten besser

Die ersten drei Staffeln von Der Prinz der Drachen erzählen eine kontinuierliche Geschichte und enden in einem runden Bogen nach der dritten Staffel. Nach üblicher Manier, lässt die Serie am Ende ein Türchen offen, sodass es eine Fortsetzung geben könnte. Und siehe da, 2022 folgt mit «The Dragon Prince: The Mystery of Aaravos» die unnötige Fortsetzung. Drei Staffeln waren richtig gut, die vierte Staffel im Prinzip Zusatzmaterial. Obwohl sie so tut, als ob sie uns die grosse Auflösung bringt, die der Anfang offenliess, besteht irgendwie keine Dringlichkeit mehr.

Die Charaktere und die Welt sind die gleichen, aber sie sind älter, anders gezeichnet, fühlen sich anders an. Es ist halt, was es ist: eine Fortsetzung und nicht das Original. Es mussten logischerweise neue Orte und Figuren her, also dazuerfunden werden. Diese sind zwar immer noch originell, aber nicht mehr so überraschend wie im ersten grossen Storybogen der drei vorangehenden Staffeln.

Alle Chars haben eine neue Frisur und Rayla hat jetzt einen Begleiter, der interdimensionale Tore öffnen kann. Soren ist nicht mehr ambivalent, Ezran nicht mehr so hilflos, Callum nicht mehr so lustig. Das Gute an der Serie war schon vor der vierten Staffel etabliert und wurde durch sie nicht mehr besser. Und spätestens die ganzen Furz- und Flachwitze hätten sich die Macher streckenweise gerne sparen können.

Die ersten drei Staffeln gehören zum besten Weltenbau und dem besten Storytelling, dass ich in den letzten Jahren erlebt habe. Es ist kindertauglich und trotzdem nicht kindisch oder langweilig für Erwachsene, welche sich bereits mit Fantasy auskennen. Die Serie hat einen ausserordentlichen Witz und behandelt brandaktuelle Anliegen als wären sie nichts neues. Die kampfstärkste Hauptperson ist eine junge Frau. Harte Kriegerinnen, mächtige Königinnen und Magierinnen, alles weibliche Charaktere. Es gibt gleichgeschlechtliche Liebe und Androgynität.

Dragon-Prince-Rollenspiel

Zu The Dragon Prince gibt es auch ein Rollenspiel namens The Tales of Xadia, das man sich hier holen kann. Wie gut es ist, dazu kann ich nicht wirklich etwas sagen, dafür habe ich mich zu wenig damit befasst. Ähnlich wie bei Lord of the Rings habe ich das Gefühl, dass ich Mühe hätte, mir neue Abenteuer auszudenken, die etwas hergeben. Weil die bestehende Erzählung halt eine gute Geschichte und nicht nur ein Setting ist.

Dazu kommt, dass es eine weitere Variante von Fantasy, mit eigenen Elfen, Völkern und Kreaturen ist. Und Fantasy ist bei mir mit Warhammer, Dungeons & Dragons und Der Herr der Ringe schon so abgedeckt, dass ich wenig Drang verspüre, eine weitere Welt und neue Regeln auswendig zu lernen. Schliesslich könnte man aus jeder Serie ein Rollenspiel machen. Ob es das braucht? Ja. Und äh… nein.

Fazit

The Dragon Prince (die ersten drei Staffeln) haben mich nachhaltig überrascht, unterhalten und begeistert. Ich habe sie mir zweimal angesehen. Einmal für mich und einmal mit Sohnemann. Es war beide Male ein Hochgenuss. Durch die vierte Staffel kämpfe ich mich gerade durch, weil ich denke, dass es mir eigentlich gefallen müsste, was es aber nicht immer tut. Und obwohl ich auf diese Information und diesen peinlichen Witz in Folge zwei liebend gerne verzichtet hätte, weiss ich dank der vierten Staffel nun was Petrichor ist.

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2 Kommentare

  1. Hallo mein Lieber,

    Ich teile ihre Meinung dass die meisten Folgen der 4. Staffel sehr schwach waren. Doch dass die Serie in die Länge gezogen wird aus unerklärlichen Gründen finde ich nicht, da die Staffeln 1. nach den Urquellen der Magie benannt wurden und es so 6 Staffeln geben muss (bzw. 7 falls dunkle Magie auch als Quelle gilt) wegen der Logik. 2. Rayla ist verschwunden, Luc auria ist zerstört, Aravos lebt und Menschen und Elfen haben noch nicht vollständig Frieden gefunden. Aus diesem Grund ist noch nicht alles gut. Es gibt bestimmt auf viele Kontras aber ich liebe die Serie (jedenfalls die meisten der Folgen) und ich freue mich auf die folgenden Staffeln egal ob sie flach Witze oder nicht gut durchdachte Charaktere hat. Natürlich will ich ihnen keineswegs ihre Meinung schlecht reden aber ich finde ein paar ihrer Argumente schwach. Trotzdem ist an vielen ihrer Argumente etwas dran und ich weiß selber dass die Serie schlechter wird.

    Mit freundlichen Grüßen: Henri

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