Fantasy ist sozusagen in die Realität hinübergeschwappt. Mit Blockbusterfilmen über Hobbits, Superhelden und Zauberlehrlinge wurde Fantasy massentauglich. Aber wozu gibt es Phantastik, woher kommt sie und warum ist sie überhaupt spannend?
Fantasy unterscheidet sich von unserer Welt, weil es in ihr Dinge gibt, die wissenschaftlich nicht zu erklären sind, wie paranormale Phänomene und Magie. Meist spielt sie in einer Mittelalterwelt, die aber eben nicht historisch ist, sondern sich nur an das Mittelalter, die Antike oder die Anfänge der Renaissance anlehnt.
Sie orientiert sich an der Saga von Siegfried dem Drachentöter oder King Arthur, der das magische Schwert Exkalibur aus dem Stein zog. Am Ende ist es aber eine Welt, in der es mehr gibt, als mit Wissenschaft zu erklären ist. Darum halte ich auch nicht so viel davon, dass manche Rollenspieler sich so stark an realen Begebenheiten orientieren. Klar, muss auch der fantastischen Welt eine Physik zu Grunde liegen. Aber ist es am Ende so wichtig, ob das Trebuchet bei D&D genauso viele Meter weit schiesst, wie historisch belegt? Wo bleibt da die Fantasie? Meist ist das Fantasy-Universum eine Mischung aus historischem Mittelalter und Fantasy-Elementen, weshalb auch vom Fantelalter gesprochen wird.
Die Eltern der Fantasy
Der Urvater der Fantasy ist J. R. R. Tolkien mit dem Hobbit, bzw. der Fortsetzung Herr der Ringe, die wir unterdessen alle kennen, weil es diese unglaublich aufwendige Filmtrilogie gegeben hat, deren erster Film unterdessen auch schon über 20 Jahre alt ist. Elijah Wood war damals 18 Jahre alt und ist heute 40.
Die Übertragung der Fantasy-Begeisterung auf die neue Generation und vor allem auch jüngere Fans hat J. K. Rowling mit den Harry-Potter-Romanen geschafft. Die einst arbeitslose Autorin hat sich ein Universum erdacht, das sich millionenfach verkauft hat. Unter Fans ist die Zugehörigkeit zu einem Hogwarts-Haus (Hufflepuff, Ravenclaw, Slytherin, Gryffindor) wichtiger als das Sternzeichen.
Stets die gleichen Völker
Von Tolkien kommen denn auch die bis heute in allen möglichen Fantasy-Welten vorhandenen Völker, wie Elfen, Zwerge, Orks und Halblinge. Dazu kommen Drachen, Goblins, Trolle und Oger. Es gibt Magier und Krieger, Waldläufer und Monster.
Rollenspiele wie Dungeons & Dragons treiben die auswählbaren Spezies immer weiter auf die Spitze. Meist sind es Mensch-Tier-Hybride, wie Tortles (zweibeinige Schildkröten), Aarakocra (humanoide Vögel) oder Drachenblütige (Dragonborn, ein Drache in Menschengestalt).
Wer hats erfunden?
Wenn man das Mikroskop ansetzt und tief genug hineinzoomt, hat schon lange keiner mehr etwas wirklich Neues erfunden. Bereits Tolkien bediente sich der (damals noch weithin unbekannten) Wesen aus Sagen und Heldenepen. Trolle, Orks und Zwerge wurden zwar vor dem Hobbit anders beschrieben und verwendet, doch seine Figuren sind ersonnene Eigeninterpretationen von bestehenden; wenn auch geniale.
Vieles kommt aus den Legenden und Mythen alter Völker. Dabei hat die griechische Mythologie viel geholfen. Helden mit Schwertern bekämpfen grausige Monster aus der Hölle, wie in Wrath of the Titans. Der Greif zum Beispiel, eine Mischung aus Löwenkörper und Adlerkopf mit Adlerschwingen. Oder der Mantikor, ein Wesen mit Löwentorso und Menschenkopf von persischer Abstammung. Alle diese Wesen finden sich heute genau so oder ein bisschen abgewandelt in unseren Fantasygeschichten und Rollenspielen wieder. Zum Glück, können wir sagen, sonst wäre in diesen Welten nichts los. Oder jemand käme auch dort auf die Idee, Hedgefonds zu erfinden…
Und auch hier sei das Beispiel Harry Potter erlaubt, wo alles (was es irgendwie je gab) bunt zusammengemischt und neu ausgespuckt wurde. Sensationell geschrieben und beschrieben, wohlgemerkt – aber neu sind die eigentlichen Bestandteile wirklich nicht.
Worum geht es in der Fantasy?
Es geht um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Egal ob Star Wars (das gemäss Fans nicht mit Science Fiction beschrieben werden darf, weil es auch hier Magie und Schwerter gibt, wobei ich Space Opera für den viel schlimmeren Begriff halte) Herr der Ringe oder Harry Potter, bei allen ist klar, wer die Guten und wer die Bösen sind. Dabei gibt es bei den Bösen auch keine Motive und keinen Antrieb für den man Verständnis aufbringen könnte, sondern nur Machtphantasien auf Kosten anderer, Hass und Zerstörungswut.
Das ist es vielleicht auch, was dabei hilft, Fantasy zu mögen. Denn im echten Leben gibt es keine klare Trennung zwischen Gut und Schlecht. In der realen Welt werden Kriege geführt, bei denen beide Parteien behaupten, einen heiligen Krieg im Namen Gottes zu führen. Es ist nur eine Sache der Perspektive. Das Buch, in dem Sauron der gute Held ist, dem der böse Halbling den Ring kaputt machen will, möchte ich erst noch lesen.
Dazu kommen in der Fantastik typische Motive, wie Schwertkämpfe, das Reisen durch unbekannte Lande, Magie, Begegnungen mit Monstern und epische Schlachten.
Ist Fantasy ungesund?
In der Fantasy geht es ein Stück weit um das Entfliehen aus der Realität, um Eskapismus. Ob das gut oder schlecht ist, sei einmal dahingestellt. Fakt ist, dass wir alle ein bisschen Eskapismus brauchen, manche mehr andere weniger. Eskapismus in Form von Kinofilmen, Sport, Natur usw. Zurück zur Fantasy: Man will sich hineindenken in eine Welt, in der es keine Frage ist, ob man das eindeutig Böse bekämpfen will, denn wer gut ist, hat die Pflicht dagegen anzukämpfen. Wenn man dann auch noch zum Helden geboren ist, was man als Protagonist des Filmes, Buches oder Rollenspiels natürlich ist, dann hängt das Schicksal der Welt von einem ab, dann kann man doch nicht nein sagen. Und am am Ende kann das Gute nur gewinnen. Denn in dieser Welt ist die Welt noch in Ordnung. Egal wie scheusslich die Scheusale und Gegenspieler sind, egal wie grausam die Heldenreise wird, wie gross der Big Bad Evil Guy ist, am Ende gewinnen doch immer die Guten, also wir.
Ob die Gewalt, die Teil jeder Heldenreise ist, sinnvoll und hilfreich ist, kann diskutiert werden. Kampf ist wohl einfach die primitivste und am Tiefsten verankerte Form des Ringens mit Hindernissen. Doch die Moral dieser Odysseen, das was am Ende dabei herauskommt, ist ganz bestimmt nicht bedenklich, sondern lehrt einen Menschen genau das, was wir heutzutage brauchen (und in jeder Epoche gebraucht haben). Fantasy vermittelt Werte wie Freundschaft, Liebe, Mut, Hingabe, Tapferkeit und Treue.
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