Mháire Stritter ist Journalistin, Moderatorin, LARPerin, Rollenspielerin, Autorin und Übersetzerin. Zusammen mit Nico Mendrek betreibt sie den erfolgreichen YouTube-Kanal Orkenspalter TV, auf dem die wohl besten, regelmässigen, deutschsprachigen Rollenspielinhalte zu sehen sind. Ja, ich bin ein wenig Fan von Orkenspalter TV. Nun habe ich Mháire Stritter zu Erfolg und Hund befragt.
Liebe Mháire,
danke, dass du bei diesem Interview mitmachst.
Ich habe früher mal DSA gespielt, dann habe ich Rollenspiel zwar nicht vergessen, aber lange verdrängt, weil ich das für «zu wenig erwachsen» hielt. Nachzulesen in meinen Artikeln «Wiedereinstieg ins Rollenspiel» und «Gamer Shame». Doch dann sah ich dich diese Menschen, beim Tee in der Phantastischen Bibliothek sitzend, in Gedanken durch ein walisisches Dorf schleifen und schon war ich hin und weg. Ich wollte Cthulhu spielen; ich wollte wieder Rollenspiel spielen. Danke dafür!
Erstmal vorab, also eigentlich Frage 0: Woher kommt dein Vorname? Den habe ich vor dir und nach dir noch nie gehört.
Hiho! Der Name ist irisch und ich bin nach der Sängerin der Folk-Rock-Band Clannad benannt – und angeblich spreche ich ihn selber vollkommen falsch aus, aber auch in Irland gibt es wohl viele verschiedene Versionen.
Welches ist deine allerliebste Kampagne?
Aktuell ist meine liebste Kampagne tatsächlich Icewind Dale: Rime of the Frostmaiden. Ich bin da sehr geprägt davon, wie meine eigenen Erfahrungen jeweils sind. Und mit vielen von den «grossen» habe ich entweder noch keine Erfahrungen gemacht oder sie waren eher anstrengend oder als Spielerin gar nicht so ansprechend. Aber die Meinung wird sich sicher noch oft ändern.
Du warst, beziehungsweise dein Abenteuer «Der Stillstand», war der Grund, weshalb ich wieder mit Pen & Paper anfing. Bist du dir deiner Strahlkraft bewusst?
Ich kriege immer mal wieder Feedback von einzelnen Leuten und das freut mich natürlich immer sehr und sorgt dafür, dass ich auch weitermachen will. Aber Strahlkraft finde ich jetzt schwierig zu sagen, ich sehe ja nur von meinem Blickpunkt aus und viele Zuschauende sind ja still und passiv da und ich kann gar nicht wissen, ob und was bei ihnen ankommt. Umso schöner ist dann das Feedback!
Folgefrage: Wie ist das so, die bekannteste Rollenspiel-Entertainerin des deutschen Sprachraums zu sein?
Bin ich das denn? Von hier aus ist es eher ein «ich bin schon lange dabei und es gibt ja auch ständig neue Leute in der Szene». Wie soll man überhaupt Erfolg messen oder Bekanntheit? Insofern: Keine Ahnung, ich wüsste nämlich gar nicht, ob das so ist : )
Hast du ein Lieblingsrollenspielsystem? (Setting, Welt, Regelwerk, alles zählt.)
Zum Leiten ist das vermutlich sogar Dread, was eher ein Erzählspiel ist mit Horror-Oneshots (das mit dem Jenga-Turm). Zum Spielen … puh, immer das, wo ich gerade den Charakter habe, mit dem ich am meisten Spass habe. Also jede Woche ein anderes, schätze ich!
Ich kriege mit meinem Mini-Blögchen schon Hass und Schimpf und Schande ab, der mich manchmal über Tage beschäftigt. Wie geht ihr bei Orkenspalter TV mit «Hatern» um?
Wir ignorieren und wir blocken. Und unsere Community ist inzwischen sehr angenehm und freundlich. Ein, zwei Leute aus der Szene, die sich mies geäussert haben, habe ich dann auch schon mal direkt gefragt, was das soll und in der Regel rudern die Leute dann zurück. Es kommt ja auch hinzu, dass ich mit Kalendern und sexy Bildern noch eine extra Angriffsfläche biete bzw. geboten habe, aber dieses «die schauen Leute nur wegen Brüsten» nehme ich nicht mehr ernst.
Ich liebe Orkenspalter TV und ich liebe Hunde. Aber muss Indy die ganze Zeit in euren Beiträgen vorkommen? Das hat was von neugewordenen Eltern, die nur noch von ihren Kindern reden…
Ich weiss nicht, ob du schon mal einen jungen Hund hattest, aber es ist quasi unmöglich, Indy NICHT bei Sachen dabei zu haben. Er ist sehr auf Menschen bezogen und wenn wir ihn ausschliessen, die Tür zu machen oder zum Hundesitting geben, ist er meist tödlich beleidigt. Ein Hund ist Familienmitglied und dann auch bei allen Sachen dabei, auch beim Job : ) Er hat selbst in den Zeiten, wo er recht ruhig ist, die Angewohnheit, kurz mal vorbeizukommen und hallo zu sagen. Und so landet er dann auch oft im Livestream. Ehrlich gesagt bist du aber die erste Person, die sich davon gestört fühlt XD
Verdammt, nun hat es Indy sogar in dieses Interview geschafft! Nevermind. Auf welche deiner Arbeiten als Moderatorin, Autorin, Übersetzerin (you name it) bist du besonders stolz?
Ich bin stolz auf die drei Pardona-Romane, schlicht weil ich sie tatsächlich fertig gekriegt habe (ich bin eine ewige nicht-ganz-fertig-Schreiberin) und darauf, die Borbarad-Kampagne im Stream durchgezogen zu haben trotz massivem Stress, Krankheit, Hundewelpen und immens hohen Erwartungen.
Wie kannst du in so wenig Zeit so viele massiv grosse Kampagnen vor laufender Kamera leiten? Wie sieht deine/eure Vorbereitung dafür aus?
Ich habe Berge von Notizbüchern und sehr viel Übung darin, schnell Wissen in mein Hirn zu laden. Meistens schaue ich das Ende der letzten Folge und arbeite dann kurz (maximal zwei Stunden) Material für die nächste Folge durch. Danach kommt alles dazu wieder raus aus dem Speicher und nächste Kampagne rein. Macht man das oft genug, läuft das ziemlich glatt.
Schaut Mháire Stritter Critical Role? Egal wie die Antwort ausfällt: Warum?
Ich habe nur sehr wenig Critical Role geschaut – generell schaue ich nur sehr wenig Actual/Let’s Plays. Das ist vor allem eine Zeitsache, ich beschäftige mich «als Job» so viel mit Rollenspiel und Streaming und Videos und wenn ich dann Freizeit habe, wird eher was gemalt oder gespielt und nicht eine andere Kampagne geschaut. Was ich gesehen habe an Critical Role war dann auch für einen Job als Vorbereitung zu einer Runde, die Promo für die Vox Machina-Serie war.
Was wäre aus dir geworden, wenn du nicht Rollenspielmoderatorin geworden wärst?
Schwer zu sagen, ich wollte mal Biochemikerin werden mit Schwerpunkt auf Genetik/Medizinforschung, dann habe ich Archäologie und Sinologie studiert, aber vermutlich hätte meine depressive Erkrankung viel davon so oder so torpediert. Ich denke, vermutlich hätte ich einen ziemlich normalen Job und würde als Hobby Rollenspiele spielen und Geschichten schreiben : )
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