Ich wollte nicht Star Wars das Rollenspiel spielen. Wirklich nicht. Ich versuchte alles richtig zu machen, doch dann war das Universum gegen mich.
Ich gestehe, ich bin kein grosser Star-Wars-Fan. Ich verstehe die Begeisterung der Fans, aber sie hat mich nie erreicht. Ich finde die ersten drei Filme Kult. Damit meine ich die ersten drei Filme, die gemacht wurden. Episode I und Jar Jar Binks gaben mir dann den Rest. Da bin ich ausgestiegen und nie wieder eingestiegen.
Ich weiss auch gar nicht so viel über Star Wars, kenne wenig vom grossen Plot und noch weniger von der detaillierten Lore. Ich weiss, dass manche Hardcore-Fans die Ewoks nicht mögen, weil sie knuffig und ein bisschen lächerlich sind und dass sie Star Wars nicht für Science Fiction halten, sondern für Space Opera. Weltraumoper ist ein lächerlicher Name.
Die Vorgeschichte
Nun wollte es so sein, dass die Luzerner Rollenspieltage vor der Tür standen und ich mir vornahm, ein erstes Mal beide Tage teilzunehmen. Was ich noch nie gespielt habe und gerne spielen würde, ist Shadowrun. Obwohl ich kein Sci-Fi-Fan bin, mag ich Cyberpunk ganz gerne, Steampunk noch mehr, Heists ganz besonders.
Bei der Anmeldung soll man angeben, welche Genres für einen in Frage kommen. Es gibt fünf bis sieben Möglichkeiten zum Auswählen, darunter Horror, Fantasy, Science Fiction und so weiter. Ich wähle also alle Optionen, ausser Science Fiction, weil ich nicht riskieren möchte, Star Wars spielen zu müssen. Ausserdem ist Shadowrun für mich nicht Science Fiction.
Ich kommuniziere mit dem Veranstalter und frage ihn schriftlich, ob es eine Shadowrun-Runde gibt, worauf er sagt, ich solle dafür sicher Science Fiction auswählen, dann käme ich da rein, falls es eine Shadowrun-Runde gibt. Das tue ich natürlich nicht, aus Angst, Star Wars spielen zu müssen.
Als dann mein, extra für mich zusammengestelltes, Programm per E-Mail zugestellt wird, stehen da fünf Programmpunkte für die beiden Tage. Shadowrun ist leider nicht dabei, dafür sind ganz viele Stunden für ein Rollenspiel namens Star Wars für mich vorgesehen. Murphy’s Law – pun intended.
Der Tag, an dem ich Star Wars spielte
Schliesslich war es so weit und die Luzerner Rollenspieltage nahmen ihren Lauf. Ich setzte mich mit drei weiteren Spielern und einem Spielleiter an den Tisch, wählte mir einen Cyborg-Piraten mit einer elektromechanischen Armprothese als Charakter aus und fing an…
Der Leiter des Spiels war so sattelfest in der Welt, dass er das Spiel ohne Notizen, Anleitung oder Buch leitete. Er hatte zwar einen Stapel Zeug auf dem Tisch, er nutzte es aber nicht. Nur etwa zweimal in drei Stunden schlug er etwas nach, weil es ihn selbst interessierte, nicht weil er musste.
Die Geschichte war ganz gut. Ein paar seltsame Sachen gingen vor sich und der Typ, der unseren Hangar betrieb, haute uns übers Ohr. Also gingen wir allen Spuren, einer nach der anderen, nach und schliesslich verloren wir den Faden, weil wir in der fiesesten Bar des Universums nicht beherzt handelten. Die Charaktere? Eine ging duschen, einer frönte dem Glücksspiel, einer spielte den Betrunkenen und ich wollte niemanden verdächtigen, der nicht eindeutig verdächtig war. Also waren wir fertig.
Das Würfelsystem des Star-Wars-Rollenspiels ist ganz dufte, obwohl ich es nicht erklären könnte. Nur W6, dafür viele. Wenn dann eine Sechs kommt, explodiert der Würfel. So nennt man das, wenn eine Sechs einen weiteren Wurf nach sich zieht. Kommt wieder eine Sechs noch einer und so fort, bis der Todesstern mit einem Taschenmesser besiegt werden könnte. In der Theorie. Denn wahrscheinlich ist das nicht.
Star Wars, das wars
Weil ich langsame Fortbewegung sehr mag, also Herr-der-Ringe-Fantasy mit epischen Wanderungen, fand ich das ständige Rumfliegen mit dem Transporter nicht so spassig. Was mir das Star-Wars-Rollenspiel aber sehr gut vermittelte, ist dass sich Krieg der Sterne wirklich fast wie Fantasy anfühlt, auch wenn es fliegende Schiffe und lasernde Handwaffen gibt.
Am Ende war es gar nicht so schlimm und ich habe sogar nicht schlecht Lust, mir die Filme ein zehntes Mal bis zur Hälfte anzusehen. Habe ich die Wahl, werde ich aber auch in Zukunft, statt mit dem Lichtschwert durch die Luft zu fliegen, mit dem Stahlschwert auf dem Boden bleiben. Ausser, ich werde wieder gegen meinen Willen dafür eingeteilt.
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