Call of Cthulhu, The Order of the Stone (Rezension)

Eine druckfrische Cthulhu-Kampagne, die weder monsterlang, noch ein Kurzszenario ist und die um Arkham spielt. The Order of the Stone ist stereotypisch Call of Cthulhu.

Der 152 Seiten umfassende Hardcoverband mit mattem Finish und blutrotem Leseband ist rundum vollfarbig gedruckt und macht richtig Freude. Hier zeigt sich einmal mehr der Unterschied zwischen PDF und Buch. Während die PDF-Version mit ihrem Umfang Eindruck macht, ist das Buch einfach ein Genuss. Man muss Bücher einfach lieben. Denn sie sind mehr als nur ihr Inhalt. Es hat etwas Archaisches, ist ein Gesamtkonzept, ein Gesamtkunstwerk. So wie früher Alben mehr als nur die darauf enthaltene Musik waren. Es war ein multimediales Kunstwerk … aber das steht auf einem anderen Blatt.

Achtung: Sanfte Spoiler voraus!

The Order of the Stone

The Order of the Stone sind drei Teile, eine Kampagne. Zu Deutsch: Der Orden des Steins. Funktioniert für bis zu sechs Spielerinnen und Spieler in Pulp-Modus oder klassisch. Dabei sind die drei Teile eigentlich drei Akte, wie bei einem Theaterstück. Vorgefertigte Charaktere sind bereit, sechs an der Zahl, aber in zweifacher Ausführung. Klassisch 1920er Cthulhu und als Pulp-Versionen.

Ganzseitige, farbige Illustrationen fürs Feeling. Übersichtliche Landkarten und leider nicht so schöne Hauspläne, dafür wundervolle Personenporträts machen das Buch richtig wertig. Dieses war für April 2024 angekündigt und ist nun seit dem 25. September 2024 erhältlich.

Storyseitig finde ich Cthulhu immer stark, wenn es im, auf oder am Meer spielt. Das Meer ist für uns Landratten an sich schon creepy genug. Mit Abenteuern wie «The Lightless Beacon» und Computerspielen wie «The Sinking City» drehen sie meinen Deep-Ones-Innsmouth-Regler allerdings auf zehn. Deshalb gefällt mir auch die Anlage von The Order of the Stone. Es beginnt auf einem verlassenen Schiff, das (allein aufgrund der Epoche) an die Titanic erinnert.

Dieses wird im ersten Teil erkundet. Die Drei-Akt-Struktur baut sich vorsichtig auf, immer kontinuierlich dem Höhepunkt entgegen.

Im zweiten Kapitel geht es ins Fischerdorf namens Greyport (Grauhafen), um erst einmal alle beteiligten Gruppierungen und Kulte näher kennenzulernen.

Im dritten und letzten Teil kulminiert die Story wie erwartet im grossem Crescendo. Mit wem sich die Charaktere wie verbünden entscheiden vohergehende Entscheidungen und Vorzüge der Spielenden.

Am Ende steht das Meer allerdings nicht im Zentrum, sondern ist nur Kulisse für die Abenteuer, die auch anderswo hätten verortet werden können.

Der Klappentext

In Irland stößt ein Archäologenteam auf einen uralten Schrecken, der in drei steinernen Gefäßen gefangen ist. Das üble Wesen schickt seine Anhänger auf eine Reise, um es aus seinem Gefängnis zu befreien, und überquert dabei den Atlantik nach Neuengland und in die Hinterwälder des ländlichen Massachusetts.

Viele Seiten Material

Das Buch wirkt nicht wahnsinnig dick. Genau richtig, für eine kleine Kampagne. Doch die PDF-Version umfasst unglaubliche acht PDFs.

  • Investigator Maps Handout Pack (26 Seiten Karten und Handouts für Spielende)
  • Keeper Map Pack (12 Seiten mit verräterischen Detailkarten für die Spielleitung)
  • Investigators Pack (Sechs Ready-to-play-Charaktere in Cthulhu- und in Pulp-Cthulhu-Ausführung)
  • NPC Portrait Pack (33 vollfarbige NSC-Portäts)
  • Keeper Reference Book (Alles voll mit Stats der Gegner und Monster)
  • Plain Text Pack (Die Handouts nochmal als schwarzweisse Textblätter)
  • SS Champagne (Ein hochaufgelöste Schiffskarte der SS Champagne)
  • The Order of the Stone Kampagne (154 Seiten, Einführung, Kampagne und Anhänge)

Meine essenzielle Cthulhu-Erkenntnis

Die Geschichte haut mich jetzt nicht gerade vom Hocker; ist eher nicht besonders überraschend. Da könnten böse Zungen wieder mit dem Cthulhu-Schema ankommen und sagen «Cthulhu, immer das Gleiche», was ich im gleichnamigen Artikel zu entkräften suchte.

Je mehr ich Cthulhu spiele, (und das ist mittlerweile doch schon eine Menge) desto mehr fällt mir auf, dass die Lösung dafür darin liegt eine Bekämpfungstruppe ähnlich den Ghostbusters oder eben als Helden à la Indiana Jones zu spielen. Menschen, die bereits einiges von den kosmischen Schrecken wissen und nun berufen sind, die Welt zu retten. Da muss man nicht so überrascht sein und auch nicht so schnell verrückt werden. Im Gegenteil, die Chars werden geübter im Umspringen mit den Gräuelwesen und rüsten sich zum (wohlverstanden ungleichen) Kampf. Hoffnung, Wagemut und Pulp-Action sind die Lösung für ständig überraschte, ahnungslose, hilflose und sterbende Investigatoren.

Fazit

The Order of the Stone ist gut und übersichtlich aufbereitet und schön anzusehen. Es ist mehr als ein Abenteuer, nämlich eine kleine zusammenhängende Kampagne und weniger als ein Grosser Alter wie beispielsweise «Masken des Nyarlathotep». Es hat wenig Überraschendes drin, was viele deutsche Abenteuer von Pegasus doch immer wieder hinkriegen, was dazu führt, dass es manchmal genial wird und manchmal ein Versuch. Mit «The Order of the Stone» ist Chaosium Inc. kein Risiko eingegangen. Diese Kampagne riskiert nichts und ist darum eine solide Investition. Sie wird aber wohl kaum legendär werden, wie so manch andere Call-of-Cthulhu-Kampagne.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!


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