Foto von Cthulhu-Chefredaktor Stefan Franck

10 Fragen an Stefan Franck, den neuen Cthulhu-Chefredaktor

Stefan Franck ist neuer Chefredaktor, beerbt damit Heiko Gill und ist schon seit 20 Jahren aktiv bei Cthulhu und seit 10 Jahren in der Redaktion.

Stefan ist im Hauptberuf seriöser IT-ler, in seiner Freizeit aber hingebungsvoller Fantast: Er spielt seit über 30 Jahren Rollenspiele, schreibt seit über 40 Jahren Geschichten und Romane (sein Erstlingswerk ANK wurde im Apex-Verlag veröffentlicht) und betreibt nebenbei eine Kampfkunst-Schule. Das alles mit Sohn, Freundin und Bonus-Kindern im beschaulichen Münchner Süden.

Lieber Stefan,

danke, dass du dir für dieses Interview Zeit nimmst, du bist ja ein beschäftigter Mann! Zum Einstieg, sozusagen noch als Frage 0:

Besteht die Absicht «La Broma Macabra» von Alex de la Iglesia auf Deutsch zu bringen? In Englisch will man das anscheinend, schaffte es aber bisher nicht, und in Polnisch soll es auch erscheinen, oder es ist bereits erschienen.

Ich habe mich gerade bezüglich einer schwedischen Produktion schlau gemacht: Wir haben die Möglichkeit, auch Werke aus anderen Ländern bzw. Sprachen zu veröffentlichen. Allerdings soll das dann in Form eines Tausches geschehen: Wir dürfen «La Broma Macabra» herausbringen, dafür erhält Edge-Studio die Lizenz für einen unserer Bände (sonst müssten wir zweifach Lizenz zahlen – an Edge und an Chaosium. Das wäre nicht machbar). Wenn das für sie okay ist, brauchen wir nur noch einen Übersetzer und können loslegen. «La Broma Macabra» werde ich mir ansehen, kann aber nichts versprechen.

Warum wird man Cthulhu-Chefredaktor?

Aus Liebe. Anders kann ich es nicht sagen, denn objektiv betrachtet ist es viel Arbeit und Verantwortung für vergleichsweise wenig Geld. Doch was liebe ich daran? Einerseits natürlich das Universum des Mythos, dann das sehr schlanke System. Doch noch wichtiger: In den Jahren bei Pegasus habe ich viele Freunde gefunden, mit denen ich teils regelmässig spiele. Cthulhu ist für mich ein Gesamtpaket, das mir grosse Freude bereitet.

Ist das ein Vollzeitjob?

Nein. Aber es ist auch keine Kleinigkeit. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, meinen Hauptberuf auf 80 % zu reduzieren. Mit der Stelle des Chefredakteurs habe ich das dann gemacht und nutze diese gewonnene Zeit zu einem guten Teil für Cthulhu. Finanziell rentiert sich das leider nicht …

Wann kommt eine Neuauflage von «Berge des Wahnsinns»?
Ich nehme dann gerne ein Exemplar.

Wenn die Sterne günstig stehen … Das ist keine befriedigende Antwort, ich weiss. Dazu etwas Hintergrund: Unsere Planung und Produktion dauern bis zu drei Jahre von der ersten Idee bis zum fertigen Buch im Regal. In dieser Zeit kann viel schief gehen und am Ende brennt die Druckerei ab (leider ein Beispiel aus der Realität – es wurde zum Glück niemand verletzt). Daher sind wir sehr vorsichtig, Veröffentlichungen zu kommunizieren, weil wir niemanden enttäuschen wollen, falls doch etwas dazwischenkommt.

Wird es je weitere, neue monumentale Kampagnen für Cthulhu auf Deutsch geben? Ich meine abseits der altbekannten wie MoN, Berge des Wahnsinns und Orient-Express.

Dafür hier gleich das Kontrastprogramm: Ja! Bereit für den Druck ist eine recht monumentale Kampagne, bei der die Investigatoren gen Westen reisen werden. Wer diese Anspielung versteht, wird wissen, worum es geht und erhält einen freien Steigerungsversuch auf Kultur. Diese Kampagne erscheint als einzelner Band im Schuber, umfasst stolze 400 Seiten bei kleiner Schrift (die Masken sind z. B. bei etwa 650) und bietet 10 Kapitel Mythos-Spass und vor allem sehr offenes Spiel. Sie wird nach aktuellem Stand noch dieses Jahr erscheinen.

Ich habe eine tolle Abenteueridee. Kann ich die euch schicken und ihr prüft die dann?

Sehr gerne, her damit! Wir suchen immer Leute, die gut schreiben, übersetzen (vom Spanischen ins Deutsche vielleicht?), lektorieren, korrigieren, bebildern … Wer mitmachen will, bitte einfach melden. Man muss sich nur bewusst sein: bis zur Veröffentlichung vergehen Jahre und reich wird man damit nicht …

Hast du ein Cthulhu-Lieblingsabenteuer?

Einige, darunter auch eines von Frank Heller und mir, das ich wegen Eigenlob-Gefahr nicht nenne (was ich hiermit schon gemacht habe – das Paradox ist kostenlos). Der Sänger von Dhol ist natürlich ein Klassiker mit vorgefertigten Investigatoren. Sehr gut funktioniert hat bei mir am Tisch «Gestohlene Leben». Das Szenario ist vielleicht etwas railroadig, hat aber unheimlich gute Szenen. Das ist, glaube ich, eine meiner Stärken, wenn ich leite: Schauermomente inszenieren. Szenarien, die diese anbieten, nehme ich immer gerne.

Was bleibt gleich, was wird sich ändern mit dir als Chefredakteur?

Ich glaube fest an das Schwungrad: Wenn man etwas wie Cthulhu übernimmt, kann man die Richtung radikal ändern – dann verliert das Rad seinen Schwung, es knirscht und muss mühsam wieder in Gang gesetzt werden. Das überlasse ich Leuten mit grösserem Ego und bin eher derjenige, der in die gleiche Richtung weiterdreht und dann langsam neu ausrichtet. Ideen gibt es und werden angestossen, aber sie werden evolutionär wachsen.

Darf ich mir etwas wünschen? Ein Cthulhu-Band ohne Mythos-Bezug, nur Action- und Detektiv-Abenteuer. Was hältst du davon?

Wünschen darf man natürlich immer! Aber das wäre dann kein Cthulhu mehr, oder? So ganz ohne Tentakel unter den Laken. Es gibt einige Systeme, die auch sehr ähnlich sind und genau das bieten. Es wird auch immer Szenarien mit mehr oder weniger Mythos-Anteilen geben, manche kann man auch flexibel ausrichten (in der oben genannten Kampagne gibt es auch die Option, ganz ohne Mythos-Bezug zu spielen). Aber Cthulhu dreht sich um übernatürlichen Horror mit Bezug auf den Mythos.

Wie hart ist das Rollenspielverlagsgeschäft geworden?

Wir bewegen uns in einer Nische. Das bedeutet, dass die Auflagen tendenziell klein sind und entsprechend keine riesigen Gewinne eingestrichen werden und der Handlungsspielraum eng ist. Das ist aber keine Veränderung, es ist nicht «hart geworden». Klar, es gibt technologische Änderungen, man kann leichter professionelle Produkte erstellen, man kann dank Kickstarter Projekte anders finanzieren. Der Markt ändert sich, aber wird er hart? Die Leute im Rollenspielgeschäft sind überwiegend nett und offen für Zusammenarbeit, daher habe ich nicht das Gefühl. Wer einen Rollenspielverlag betreibt, macht das eben aus Liebe, der Kreis des Interviews schliesst sich somit hier.

Auf was freust du dich am meisten, wenn du an deine zukünftigen Tätigkeiten denkst?

Mehr Austausch mit dem Team, neue Ideen voranbringen, viele herausragende Cthulhu-Bände mitbetreuen, die Team-Party bei Pegasus und weitere so angenehme Interviews wie dieses hier.

Lieben Dank für das Interview, Stefan!

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!

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