Warhammer hat ein neues Rollenspielsetting. Als erstes erschien das Spielerhandbuch, schon bald kommt der Gamemaster’s Guide. Erst schien das Spiel überflüssig, jetzt macht es durchaus Sinn…
Ich bin einer von denen, die nicht verstand, warum es Warhammer The Old World braucht. Schliesslich gibt es von Warhammer schon so viele Settings: Warhammer Fantasy Rollenspiel, Warhammer 40’000, Warhammer Age of Sigmar, Dark Heresy, Imperium Maledictum und Wrath & Glory. Ausserdem dachte ich immer Warhammer Fantasy sei schon «The Old World». Jetzt ist sie es plötzlich nicht mehr.
Nun, nach vielen Stunden, die ich mich mit dem System und Setting von The Old World beschäftigt habe, macht das Spiel für mich Sinn. Am besten fasst es wohl das Interview mit Michael Duxbury von «Ill met by Morrslieb» zusammen: «Our game is designed to be a welcoming first step into roleplaying for those folks, with an accessible system that presents the best of Old World roleplaying, and shows off everything this incredible setting has to offer.»
Zurück ins Dorf
Es macht auch viel Sinn, wie es designt wurde. Wir sind 200 Jahre früher dran. Daher ist es zugänglicher, einfacher, so wie die Zeiten damals waren. Das Imperium stand noch nicht vor dem Aus, Magie war noch experimenteller, aber weniger kompliziert, die Machtverhältnisse waren noch nicht definiert, das Chaos war noch nicht allgegenwärtig. Die Dinge entwickeln sich erst, Bedrohungen sind noch lokaler.
Auch sind 200 Jahre zeitlich weit genug weg, um eigenständig zu sein, aber nahe genug, dass man einen langlebigen Elfen oder gar Zwerg bis in die 2500er-Jahre im Warhammer-Fantasy-Setting rübernehmen könnte. Wie cool ist das denn?

Das einfachere WFRP
Enstanden ist es, wenn ich das richtig verstehe, weil Warhammer Fantasy als Tabletop Wargame eingestampft wurde und nun als neues Spiel, The Old World, wieder erschien. Konsequenterweise zog man beim Rollenspiel einfach mit und machte auch hier ein neues.
Warhammer The Old World ist Warhammer Fantasy mit einfacheren Regeln und 200 Jahre vor Warhammer Fantasy. Damit sollen Leute, denen Warhammer Fantasy zu regelschwer und lore-schwer ist, einen einfachen Zugang zum Setting erhalten. Wenn man WFRP 4e schon kennt, kommt einem einiges bekannt vor. 10er-Würfel, Laufbahnen (Karrieren), Fertigkeiten und Talente. Trotzdem ist es ein eigenständiges Spiel und zwar ein eingängigeres als WFRP 4e in Sachen Regeln und Lore.
Im Vergleich
Die Illustrationen von Warhammer Fantasy gefallen mir persönlich besser, als die von The Old World, trotzdem sind die von The Old World von höchster Qualität und für mich höchst immersiv.
Die Regeln von Warhammer Fantasy Rollenspiel sind wirklich klobig und schwer. Es gibt so viele optionale Regeln dazu, dass man kaum versteht, was man nutzen soll und was nicht. Darum spielen wir Warhammer auch mit Warlock!-Regeln, die eine Mischung aus Fighting Fantasy und Warhammer zweite Edition darstellen. Also Old-school britische Rollenspiel-Regeln.

Bei WFRP 4e hast du eine 90-prozentige Chance einen Menschen zu spielen. Bei TOW liegt die Chance bei 50 Prozent. Die Waldelf-Illustration haben sie einfach rotzfrech aus dem Warhammer Fantasy Rollenspiel genommen, ebenso einige der Karriere-Bilder. Wieso bloss? Solche Knausrigkeiten machen mich immer fertig. Vom Ton her ist TOW ein bisschen bunter und etwas sonniger als WFRP.
Die Würfelmechanik ist für mich neu. Die Anzahl Würfel wird durch Attribute bestimmt, der zu erreichende Wert durch die Fertigkeit. Das hat eine gewisse Logik. Gefällt mir irgendwie.
Das Buch
Ich hab nur das PDF des Spielerhandbuches, das hat 188 Seiten. Wie zu erwarten enthält es die Charakterkreation, die Regeln für Kampf, Magie und mehr, sowie etwas Hintergrund zur Welt.
Player’s Guide und Gamemaster’s Guide teilen sich ein Bild als Cover. Wobei es konzeptionell sehr schlau, beziehungsweise korrekt aufgeteilt wurde. Der Player’s Guide hat den Teil mit den Spielercharakteren bekommen, das SL-Handbuch den Bildteil mit den Chaos-Kreaturen.
Dass es ausgerechnet zwei Regelbücher (Player’s Guide und Gamemaster’s Guide) sein müssen, finde ich persönlich «meh». Dazu habe ich meine Meinung schon bei D&D 5e 2024/2025 erklärt. Und ja, ich habe es absichtlich so umständlich geschrieben, da seid ihr selbst schuld, WotC. Ich mag es einfach, wenn ich das Spiel in einem Buch kaufen kann. Regeln, Charaktererstellung, Monster, alles drin.
Fazit
Anfangs fand ich The Old World unnötig, dann interessant. Jetzt scheint es eine valide Alternative zu Warhammer Fantasy zu sein. The Old World gibt es erst auf Englisch von Cubicle 7. Es ist ein aufwändig gemachtes, grossartiges Rollenspiel, das Regelverächtern, wie mir und auch Leuten, die neu mit Warhammer oder gar Rollenspiel insgesamt anfangen wollen, den Einstieg vereinfacht. Ich freue mich auf alles, was kommt und schon sehr auf den Gamemaster’s Guide. Die Alte Welt bringt ein neues Lebensgefühl in Warhammer– und das ist gut so.

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