Pendragon erzählt die Geschichte von König Artus weiter und du bist mittendrin.
Wirst du die Welt von Ungerechtigkeit befreien oder wirst du deinen Einfluss und deine Macht nutzen, um Schwächere zu unterwerfen und dir Untertanen zu machen? Was für ein Ritter wirst du sein?
Neuer Stoff aus Übersee
Chaosium hat mir das Grundregelwerk zu Pendragon 6e in Englisch zur Verfügung gestellt und obendrauf gleich noch das neu erschienene Kampagnenbuch «The Grey Knight» mitgeschickt. Ich bin voller Demut. Die Buchqualität ist wirklich aussergewöhnlich. Die Seiten sind fast wie Pergament, dick und rau und künstlich vergilbt. Die Illustrationen sind historischen Zeichnungen nachgefühlt, sehen teilweise aus wie bunte Bleifenster.
Rittertum pur
Die am 12. Juni erschienene Mittelaltersimulation von Greg Stafford, der auch das etwas bekanntere Runequest gemacht hat, strotzt vor Rittertum, wie kein anderes TTRPG. Nicht komplett historisch akurat und Fantasy sucht man hier fast vergeblich. Es gibt nicht 20 Klassen, sondern es werden durch das Band Ritter gespielt. Oder Burgfräuleins. Oder seit dieser 6. Edition neu auch Ritterinnen; sogenannte «Female Knights».
Pendragon ist ein Urgestein des Rollenspiels. Bereits 1985 hat Greg Stafford «King Arthur Pendragon» gemacht. Das Spiel ist also an die 40 Jahre alt, die Legende bekanntlicherweise noch viel, viel älter. «The Great Pendragon Campaign» gilt unter Kennern als eine der legendärsten und besten Kampagnen, die es gibt. Übrigens kann der Schnellstarter als PDF mit nur einem Klick hier kostenlos heruntergeladen werden.
Qualitätsregelwerk
256 Seiten, Farbdruck, Hardcover mit Lesebändchen. Da freut sich das Rollenspielherz. 50 US-Dollar für das Buch, inklusive PDF-Version, wenn du direkt bei Chaosium bestellst, sind völlig angemessen.
Das Buch enthält alles, was du brauchst, um Pendragon spielen zu können. Nur ein Startabenteuer fehlt. Mit der gleichzeitig erschienenen Kampagne «The Grey Knight», ist aber auch das Problem mehr als gelöst. Die Kampagne schliesst mit kurzen, vorgelagerten Abenteuern, die im Buch enthalten sind, direkt an das Starterset an und wird von mir in einer separaten Rezension durchleuchtet werden.
Magie? Nö!
In der 4. Edition gab es zwischenzeitlich Magie bei Pendragon. Diese gibt es noch, allerdings nicht für die Spielenden spielbar, sondern nur in der Form anwesender Magier, wie Merlin. Diesen braucht man wohl niemandem vorzustellen. Vor der Verfilmung von «Herr der Ringe», war Merlin der Prototyp des Magiers schlechthin. Nun hat Gandalf ihm vielleicht den Rang abgelaufen.
Warum es keine Magie für die Spielenden mehr gibt? Greg Stafford wollte angeblich wieder zum Kern zurück: Ritter spielen. Wer damit leben kann, dass nicht gezaubert wird, was ich kann, der wird hier glücklich werden.
Das ritterliche System
Gespielt wird zwar mit dem System Basic Roleplaying, also BRP mit einer langen Fertigkeitenliste, aber diesmal kein Prozentsystem. Es werden ausschliesslich W20 und W6 werden gewürfelt. W20 für Proben und W6 für Schaden. Ein Crit ist, wenn du genau deine Fähigkeitspunkte triffst.
Auch «Opposed Rolls» werden darüber definiert, wer am nächsten einen Erfolg an seinen Zielwert heranwürfelt. Mir gefällt die Einfachheit des Systems. Die Regeln, die Welt, das Spielgefühl – hier findet man sich schnell zurecht.
Was gefällt
Was mir aus dem Regelwerk ins Auge gesprungen war, ist ein Kasten, der definiert, dass Charaktere, die aus der Handlung gehen, vorerst nicht Teil der Handlung sind. Das klingt logisch, ist aber aussergewöhnlich, und das ist auch Rollenspiel! Kein «Party-splitting», kein «Wir machen alles zu viert und würfeln alle gleichzeitig auf Horchen». Wer entscheidet, nicht den Rufen folgen zu wollen, passt unterdessen auf die Pferde auf und hat auch nichts beizutragen oder zu erleben unterdessen.
Und dann diese Beschreibungen, wenn es konkret wird: «Die, die sich entschieden haben, dem Ruf zu folgen, legen ihre Rüstungen an und steigen auf die Pferde.» Uuuh! Die Rüstung anlegen; das habe ich bei D&D noch nie gehört. Da ist die Rüstung angewachsen, auch während des «Long Rest» im Nachtlager. Da bräuchtest du einen Dosenöffner, um den Dragonborn-Paladin aus seiner Rüstung zu schälen. Bei Pendragon dagegen, sind gewöhnliche Ritter am Werk, die auch mal ihre Lanze inspizieren oder ihr Schwert schleifen müssen.
Fazit
Als CTHULHU-Keeper und Chaosium-Fan, bin ich Basic Roleplaying und allem, was aus dem Hause kommt sowieso schon zugetan. Ich hatte nicht vor, mich auf König Artus einzulassen, jetzt bin ich angefixt. Pendragon ist kultig, wertig, eigen, hübsch, klassisch und ein Zeitsprung in die Kindheit. Ob eine deutsche Version geplant ist, verschliesst sich meiner Kenntnis.
Pendragon «The Grey Knight» will ich unbedingt leiten, um nicht zu sagen spielen. Meine Rollenspielplanung für die nächsten zwanzig Jahre hat sich mit Pendragon gerade um ein weiteres Jahr verlängert.
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