Moon Knight

Moon Knight ist eine Serie, die mich einsaugt, durchknetet und ausspuckt. Ich hatte keine Erwartungen und wurde überrascht, teils positiv und teils… ach, das musst du lesen.

Ich wusste nichts über Moon Knight, ausser dass sich einer der Real Life Superheroes, die ich vor zehn Jahren in Chicago kennenlernte, so nannte. Weisses Kostüm, Mondemblem, fertig.

Die Serie Moon Knight

Ich habe die erste Folge gesehen. Ich bin noch nicht begeistert, aber enorm überrascht. Dass TV-Serien so gut gemacht sind, obwohl ich weder Schauspieler, noch Regisseur vom Namen her kenne, bläst mich immer wieder um. Die Bildsprache, das Storytelling, die Aufnahmen, der Schauspieler – es ist unglaublich! Grosses Lob an die Schauspielleistung von Hauptdarsteller Oscar Isaac. Ich weiss nicht, was der Mann vorher alles gemacht hat, aber er ist sensationell.

Es gibt erst eine Staffel von Moon Knight, sechs Folgen. Folge zwei ist schon manchmal ein bisschen over the top. Aber es hat echt lustige Witze drin: «Summon the soup!» ist einfach nur doof. Und lustig. (Summon the suit!)

Die beiden Charaktere, welche beide vom gleichen Hauptdarsteller verkörpert werden, sind extrem gut auseinandergehalten – visuell, wie auch akustisch. Der eine spricht britisches Englisch, der andere amerikanisches. Und auch die Anzüge sind unterschiedlich, damit man sie nach der Verwandlung trotzdem auseinanderhalten kann.

Ich habe übrigens schon begriffen, was der Plot ist, aber ich will hier nicht spoilern, darum umschreibe ich es so umständlich. Und ehrlich gesagt, war es auch gar nicht so einfach, zu verstehen, was da gerade so passiert.

Die vierte Folge ist Indiana Jones pur, richtig cool. Doch mit der Folge namens Asylum wird es erst richtig schräg. So was Abgedrehtes und Verwirrendes hat Marvel mir noch selten serviert. Und dies, obwohl Marvel ja Avengers End Game gemacht hat. Zum Beispiel bin ich jetzt noch seltsam berührt, dass es kein Intro und keinen richtigen Vorspann gibt. Ich weiss nicht warum. Es fühlt sich immer an wie ein Produktionsfehler. Oder ist es Kunst? Oder einfach nur mutig?

Einfach nur schräg

Die letzte Folge büsst nichts an Schrägheit ein: Wenn ein soeben getöteter Soldat mit Schnauzbart plötzlich mit Frauenstimme und Akzent spricht, ist das nicht nur surreal, sondern auch ein bisschen lächerlich. (Auch hier habe ich verstanden, warum er das tut, aber trotzdem…) Ich bin ein Stück weit fasziniert von dieser Serie. Aber auch ein bisschen eingeschüchtert.

Ich stelle mir oft vor, was 99999 von 100000 Produktionsfirmen sagen würden, wenn ich mit so einem Drehbuch ankäme und vorschlagen würde, ein paar Millionen zu investieren. Natürlich, ohne dass jemals jemand von dieser Geschichte vorher gehört oder einen Comic davon verkauft hätte.

Das Ende ist dann wieder sehr Marvel. Es reicht nicht mehr, die Bedrohung so stehen zu lassen, wie sie vorher fünf Folgen lang funktioniert hat. Es müssen Städte und die ganze Welt bedroht sein, damit es ein würdiger Showdown ist. Es wird auch ein bisschen zu sehr Power Rangers mit Ammit’s und Khonshu’s Godzilla-Vibes. Und ein Gedanke zum Schluss: Als Avatar der Götter sind Moon Knight and friends eigentlich nur Pokémons, die in dieser Serie die Hauptrolle erhalten haben. Stimmts?

Fazit

Wie gesagt, ich kenne die Comics nicht. Und ich weiss, dass seit Spiderman, Deadpool und überhaupt bei Marvel alles nur noch lustig sein muss. Denn wo man früher der Kino-Kundschaft eine Tragödie, oder Action, oder eine Komödie oder eine Romanze serviert hat, wirft man heute einfach alles in eine grosse Schüssel und stellt den Mixer auf Stufe 6. Fertig ist die dreistündige Überforderungserlebniswelt ab sieben Jahren. Aber dies nur ein Exkurs zu meiner Beziehung zu Marvel und heutigen Hollywoodfilmen.

Wie gesagt, ich kenne die Moon Knight Comics nicht. Darum weiss ich auch nicht, wie witzig oder schräg diese schon waren. Die Serie Moon Knight ist aber ganz schön durcheinander und so macht sie mich auch.

Das Grunddilemma ist super: Minority Report. Ja, der Film aus 2002 mit Tom Cruise. Menschen bestrafen, bevor sie überhaupt etwas getan haben. Und so Tausende umbringen, die noch gar nichts getan haben. Das ist die Vorgehensweise von Göttin Ammit und ihren fanatischen Anhängern. Beispiel in der Serie: Hitler hätte doch so aufgehalten werden können.

Oder aber warten, bis die Menschen Böses getan haben. Das ist die Vorgehensweise von Gott Khonshu. Und somit nur schlechte Taten bestrafen, dafür so manches Unrecht nicht verhindern. Eine prächtige philosophische Grundlage, um eine Superheldenstory darum zu bauen. Das hat mich überzeugt.

Die Machart hat mich dafür aber ziemlich durchgeschüttelt. Was bei Kunst ja etwas Gutes ist, wie es heisst. Aber am Ende bleibe ich leider geschüttelt und nicht gerührt zurück.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!


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