Critical Role Campaign 4 Penandpaper.blog

Critical Role – Das neue Rollenspiel-Empire

Critical Role, Daggerheart, Darrington Press… Merke dir diese drei Namen, denn sie sind daran, die Rollenspielwelt zu verändern.

Lange habe ich mich gefragt, wie D&D es geschafft hat, sich vom Rollenspielolymp ins Aus zu katapultieren. Das muss man erst einmal hinbekommen. Ich spürte einst den Aufwind, die Begeisterung der Community, den Hype. Dann folgten offen verlangte Monetarisierung, der OGL-Skandal, Entlassungen, ein unfertiges VTT, keine neue Edition und noch einmal Entlassungen.

Spätestens seit Chris Perkins, Jeremy Crawford und auch noch Todd Kenreck als die Internet-Gesichter von D&D gegangen sind, blieb kein besonders gutes Gefühl für die Zukunft des Marktführers.

Chris Perkins Jeremy Crawford Dungeons & Dragons
Bild: Wizards of the Coast

From Zero to Hero

Critical Role haben vor zehn Jahren ihre kleine Heimrollenspielkampagne ins Internet gebracht. Jetzt, drei 400-Stunden-Kampagnen mit eigenem Studio und einer Zeichentrickserie auf Amazon Prime basierend auf der ersten Kampagne später, sind sie die Stars der Rollenspielszene. Allein mit dem Critical-Role-Merchandise haben sie sich eine goldene Nase verdient.

Der Cast von Critical Role, Matthew Mercer, Ashley Johnson, Laura Bailey, Liam O’Brien, Marisha Ray, Sam Riegel, Taliesin Jaffe und Travis Willingham sind unterdessen Promis und gehen 2026 sogar mit Live-Rollenspiel auf Europa-Tournee. Sie spielen grundsätzlich nicht etwa in kleinen Klubs auf dem Dorfe, sondern in Städten wie New York, Berlin und London und in Arenas wie Radio City Music Hall, der Uber Arena oder der O2 Arena.

Critical Role Live Show
Bild: Critical Role

Mit Darrington Press haben sie einen eigenen Verlag aus dem Boden gestampft, der zuerst noch Brettspiele und einen Schnellschuss namens Candela Obscura veröffentlicht hat. Seit nun aber Daggerheart, ihr eigenes narratives Fantasy System, veröffentlicht wurde, scheint D&D ernsthafte Konkurrenz zu bekommen. Nicht, weil Daggerheart zwingend das beste System oder Setting aller Zeiten ist, sondern weil so viel Sympathie, Geld und Marketingpower schwer zu toppen ist. Das sage ich mit Freude und ohne Neid. Da können andere wie Tales of the Valiant oder MCDM wahrscheinlich nicht mithalten.

Das Empire

Damit aber nicht genug. Daggerheart bekommt fast durchwegs gute Kritiken. Mit Age of Umbra wurde bei Critical Role eine kleine Daggerheart-Kampagne lanciert, um das eigene Spiel zu zeigen und zu testen. Noch in diesem Jahr kommt die zweite Zeichentrickserie von Critical Role, basierend auf der zweiten Kampagne «The Mighty Nein» raus und wird (so meine Prognose) einschlagen wie eine Bombe, da sie (meiner Meinung nach) die beste bisherige CR-Kampagne war.

The Mighty Nein Penandpaper.blog
«The Mighty Nein». Bild: Critical Role

All das allein ist kaum auszuhalten, aber damit nicht genug, denn Critical Role scheint sich im Erfolgsrausch zu befinden. Die beiden Lead-Designer von D&D, Jeremy Crawford und Chris Perkins, sind neu bei Darrington Press für Daggerheart beschäftigt, um fleissig Kampagnen, Kampagnenrahmen und weiteren Content zu erschaffen.

Auch verkauft Darrington zukünftig Kartendecks für die Spielenden und gibt ihnen so einen Mehrwert und einen Anreiz sich auch Rollenspielmaterial zuzulegen. Mit solchen Kartendecks gewinnt man nicht nur Gamemasters, sondern auch die Spielenden als begeisterte und zahlende Kunden. Etwas, das D&D vermehrt hätte tun können, aber stattdessen auf digitale Erzeugnisse setzen wollte.

Und jetzt kommt der aktuellste Brüller:

Critical Role Kampagne Nummer vier, die am 2. Oktober 2025 beginnt, wird niemand geringeres leiten als Brennan Lee Mulligan, die Rampensau von Dimension 20. Meiner Ansicht nach, der weltbeste GM überhaupt. Wers nicht glaubt, soll sich mal Escape from the Bloodkeep anschauen.

Brennan Lee Mulligan Critical Role. Bild: Malik Daniels
Brennan Lee Mulligan wird der GM von Critical Role’s vierter Kampagne.
Bild: Malik Daniels

Prognose                                                                   

Das alles bedeutet, dass Critical Role die Fans, das Geld und das Momentum hat, um wie ein grosser Planet alles im Rollenspieluniversum an sich zu reissen. Denn so viele Unternehmen tummeln sich auf diesem Spielplatz nicht, die solche Leute überhaupt bezahlen können. Kleine Rollenspielverlage, die Bücher veröffentlichen, überleben mehr schlecht als recht.

Alle bekannten und beachteten, erfahrenen und wichtigen Leute im amerikanischen Rollenspielzirkus werden nun also mehr und mehr vom Critical-Role-Konzern beschäftigt. Dabei verfolgt Critical Role, laut eigenen Angaben, das Ideal, auch kleine Unternehmen an ihrem Erfolg zu beteiligen. So zum Beispiel, indem sie existierende Würfelproduzenten für ihre Daggerheart-Würfelproduktion einspannen, andere, aber kleinere, etablierte Let’s-Play-Produktionen an den Tisch holen und ihnen ein bisschen Ruhm, Ehre und Reichtum von sich abgeben.

Nur etwas haben sie noch nicht preisgegeben, nämlich, welches System sie für die vierte Kampagne von Critical Role verwenden werden. Ich bin mir sicher, es wird Daggerheart sein.

Daggerheart Cover Art
Daggerheart. Bild: Darrington Press

Damit schliesst sich der Kreis und Critical Role wird schon bald zum grössten 360-Grad-Rollenspielunternehmen, das die Welt je gesehen hat. Stars, gutbezahlte Angestellte, eigene Produkte, Internetshows, Streaming-TV-Shows, Live-Shows. Willkommen im neuen Rollenspielzeitalter.

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Kommentare

5 Antworten zu „Critical Role – Das neue Rollenspiel-Empire“

  1. Avatar von mogoh
    mogoh

    > All das allein ist kaum auszuhalten

    Nicht? Wieso? Klingt nur nach gutem Erfolg für die von CR. Das sage ich als jemand, der sich für die Kram von CR nicht interessiert (habe vielleicht 15 min. reingeschaut und dann genug davon gehabt).

    Monopol? Ein Monopol ist etwas anderes. CR ist nicht Marktbeherrschend und viele viele weitere Produkte existieren. Nicht einmal D&D ist ein Monopol.

    Wenn man sich ansieht, wie viel D&D Content existiert und wie viel Daggerheart Content muss sich D&D keine Sorgen machen. Man muss sich nur ansehen, wie viele D&D streams auf Twitch existieren und wie viele Daggerheart. Bis der Marktführer verdrängt wird, wird es noch einige Tage dauern.

    1. Avatar von Murphy
      Murphy

      Schon klar, dass es kein Monopol nach Definition ist, aber Folgendes:
      „Yearly revenue for D&D was estimated by Forbes a few years ago at $100-150M. A very small number of non-D&D RPG companies are fortunate enough to have the bulk of their yearly revenue come from $1-2M in crowdfunding.“
      Und nun kommt die Zeit von Critical Role. Daggerheart ist ein Küken, das gerade erst aus dem Ei geschlüpft ist, D&D ein alter Drache. Die Entwicklung läuft aktuell in entgegengesetzter Richtung. Warten wir ein paar Monate und Jahre. Mark my words.

  2. Avatar von Dirk
    Dirk

    Ich würde mir wünschen, dass Daggerheart erfolgreich ist und sich langfristig etablieren kann. Nich weil ich ein großer Fan des Systems wäre, sondern weil es dem Hobby gut tun würde.
    Und ich glaube schon, dass Daggerheart in vielerlei Hinsicht die besten Voraussetzungen dafür mit bringt seit Pathfinder 1. Letztlich sogar bessere. Pathfinder nutzte seinerzeit die Krise von D&D. Bei Daggerheart kommt der große Erfolg von CR noch dazu.
    Aber, dennoch sollte man vorsichtig sein, D&D und seine Bedeutung für das Hobby zu unterschätzen.

    Erstens: Ich glaube die schlechten Verkaufszahlen von D&D24 täuschen über etwas entscheidendes hinweg. D&D5E ist ausgesprochen beliebt. Nach den ganzen Skandalen und der lieblosen unfertigen Umsetzung von D&D24 sind die Spieler halt sehr zurückhaltend. D.h. allerdings nicht, dass die jetzt alle Pathfinder oder dann Daggerheart spielen werden. Die spielen einfach weiter D&D5E….. warum auch nicht.

    Zweitens: Es gibt im Internet eine gewaltige Blase, die den Abgesang auf D&D zelebriert. Aber der weitaus größte Teil der aktiven Spieler interessiert sich nicht sonderlich für Rollenspiel Content in den sozialen Medien. Die spielen ein Spiel und fertig. Und das werden sie auch weiterhin tun. Und sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach einfach D&D5E weiterspielen. Ich glaube das CR Cris Perkins und Jeremy Crawford angestellt haben, um genau diese Klientel aunzusprechen. Die CR Fans haben sie natürlich schon in der Tasche. Das System ist zunächst erstmal fertig und guten Content in Form von Kampagnen und Abentuern könnten auch viele andere machen, die vielleicht günstiger gewesen wären….. Es ist eine (schlaue) marktstrategische Entscheidung. Ob es reicht, wird man sehen.

    Drittens: Die Bedeutung von D&D erschließt sich auch daraus, das bspw. Youtube Kanäle, die über RPG Content berichten in der Regel immer D&D im Titel stehen haben, auch wenn es inhaltlich bestenfalls randlich etwas mit D&D zu tun hat. Sie würden sonst gar nicht wahrgenommen werden.

    Viertens: Daggerheart muss sich als System noch im Praxistest bewähren. Nur weil es in Streams einer Schauspieltruppe gut funktioniert, heißt nicht, dass die Spieler und vor allem die Spielleiter damit auch gut klarkommen werden. Es scheint so zu sein, aber das zeigt sich erst später.

    Daggerheart hat sicherlich die besten Vorraussetzungen, um ein bedeutender Player zu werden und D&D ein gewaltiges Stück vom Kuchen abzubeißen, ein Selbstläufer ist dies aber keinesfalls.

  3. Avatar von Estelle
    Estelle

    Ich bin gespannt wie es mit Daggerheart weitergeht. Meine Spielerunde ist noch auf der Suche nach einem passenden System. DSA war es nicht. Ilaris funktioniert, ist aber viel Umrechnerei.
    Die kleinen Verlage übersieht man leider häufig oder kann im Vorfeld nur wenig darüber finden. Oder man findet sie endlich und stellt fest, dass es schon ewig keinen neuen Kontent mehr gibt.
    Also probieren wir Mal Daggerheart aus. Für mich ist ein großer Vorteil: es gibt einiges an Material kostenlos zum ausprobieren. Wir schauen also erstmal ob es funktioniert und nur wenn es sich für alle gut anfühlt, nehme ich Geld in die Hand.

  4. Avatar von Stefan "Starocotes" Immel

    Der Titel ist extrem clickbaity und einige Formulieren vielleicht etwas zu krass aber grundsätzlich gibt es grob das wieder wie ich das momentan auch sehe. Was vielleicht noch fehlt ist die Aussage von John Hight das man sich nur noch darauf konzentrieren möchte Lizenzen zu verkaufen und weniger selbst Produkte anbieten.

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