Pen and Paper Blog

Ein Rollenspielblog ist ein Rollenspielblog ist ein Rollenspielblog

Ein drängender Gedankengang zu diesem Blog, zu Rollenspielcontent und zu schönen und nicht so schönen Reaktionen.

Mir fällt immer wieder auf, wie unterschiedlich unsere Erwartungen, unsere Sozialisation und unsere allgemeine Erfahrung und Haltung uns Dinge widerspiegeln lassen. Das ist keine bahnbrechende Entdeckung und banal. Aber es fällt halt immer wieder auf – und davon handelt dieser Text.

Rollenspiel-Stereotype

GNS hat einen grossen Einfluss darauf, ob man eine Rezension mag. Du weisst schon: Gamist, Narrativist, Simulationist. Drei Gründe, warum du Rollenspiele mögen könntest. Schreibt ein Narrativist und du bist ein Gamist, dann ist dir der Artikel immer zu fad. Und umgekehrt.

Wenn einer Gamist ist, der Crunch mag, dann will er ein neues Rollenspiel hart systematisch zerpflückt und mit bestehenden Systemen verglichen haben. Dann ist ihm Wahrscheinlichkeitsrechnung und Würfelwahl wichtiger, als das Layout und ob der Erzählstil gut ist. Oder? Ich weiss es nicht, ich bin kein Gamist. Darum (und aus Gründen) werden meine Rezensionen manchmal als «nichtssagend» niedergemacht. Das tut zwar im Herzen weh, ist in meinem Alter aber verkraftbar, weil ich ja weiss, woher es kommt.

Mag ich

Dann spielt es auch eine Rolle, ob man den Blog, beziehungsweise den Blogger eh schon nicht mag. Regt einen der Typ regelmässig auf, dann wird sein nächster Artikel es schwer haben.

Dann hat genauso Einfluss, ob man den «Verlag» mag. Wenn zum Beispiel Candela Obscura erscheint, spielt die vorangehende Färbung heftig mit: Wenn einer Critical Role eh schon hasst, dann sucht er nach dem Haar in der Suppe, um seine Meinung, dass es ein schlechtes Spiel ist, zu bestätigen. Ist einer ein Fan, dann wird er sich relativ unkritisch über das neue Spiel freuen, weil ihm auch ein mittelmässiges Spiel ein Glücksgefühl beschert.

Andere Plattform, andere Community

Das gesagt, ist es ein Riesenunterschied, in welcher Umgebung ein Inhalt angesehen wird. Facebook, Twitter, Reddit, Mastodon, Blog. Das sind völlig andere Kontexte. Je nach Netzwerk ist die Stimmung anders, die Menschen sind aus unterschiedlichen Gründen auf diesen Plattformen. Wollen sie etwas lernen, ihre Meinung sagen, ihrem Ärger Luft machen?

Facebook

Auf Facebook ist man eingeladen, seine Meinung kundzutun, weshalb dort immer alle Kritiker sitzen. Kommentare sind meistens harte Beschwerden, wenig Komplimente.

Twitter

Ganz anders war es auf Twitter, wo man in seiner Bubble war. Das war, bevor der grössenwahnsinnige Vollpfosten es zerstörte. Ich kannte die wenigsten der Leute dort im echten Leben, eigentlich fast niemanden. Trotzdem verbrachte man dort Jahre zusammen, teilt Inhalte und Nettigkeiten. Daher waren die Menschen auf Twitter meistens nett mit ihren Kommentaren oder kritisieren ganz sachte, ohne einem nahetreten zu wollen.

Reddit

Auf Reddit gibt es meist einen Tenor, der dann bestimmt, welche Art von weiteren Kommentaren angezogen werden. Nur Menschen, die es gut finden oder Menschen, die es schlecht finden, kommentieren. Und in Foren… in Foren stechen sie dich oft mit dem Zweihänder ab.

Foren

Wer in einem Forum neu ist, der hat keine Berechtigung eine Meinung zu haben. Hier sitzen die Fachleute für ein ganz bestimmtes Thema und die trollen und murksen jeden ab, der in diesem Thema nicht ganz so bewandert ist. Sagst du etwas über Midgard und ist es keine völlig ahnungslose Anfängerfrage, sondern eine Aussage, dann wirst du von mindestens drei Leuten massakriert, die ausgewiesene Midgard-Spezialisten erster Stunde sind und dir beibringen wollen, dass du damit gar nicht mehr anzufangen brauchst, weil du ihre dreissig Jahre Erfahrung nie mehr aufholen wirst. Ob diese drei Spezialisten die leiseste Ahnung von irgendeinem anderen Rollenspiel haben, spielt keine Rolle. Denn dort warten drei andere Spezialisten auf ihre Opfer. Irgendwo muss man seine Überlegenheit ja ausspielen. Und wenn es das spezialisierteste Nerdforum, des unbekanntesten Nischenhobbys der Welt ist. Ich hoffe, dass ich nie so einer werde, sonst schmeisst mich bitte vorher aus dem Forum.

Mein Blog

Ein Blog ist eine Art Tagebuch, eine Website, auf der man unbegründet und unqualifiziert seine Meinung kundtun kann. Ob das gut ist, sei dahingestellt. Ob ein Blog gut ist, ist absolute Geschmackssache. Ich kann nur so viel sagen, dass ich niemanden beleidigen und niemandem zu nahetreten möchte. Ich bin ausgebildeter Journalist und gehöre alleine deswegen schon zum Feindbild von manch einem. Journalist zu sein, bedeutet aber auch, die Spielregeln von Geschriebenem zu kennen. Neutral und objektiv schreiben zu wollen, oder es dann als «Meinung» zu deklarieren. Indem ich einen Blog schreibe, ist es als «Meinung» deklariert. Das ist zwar nicht jedem klar, aber wer informiert ist, weiss das.

Ich beanspruche nicht, die Wahrheit zu verkünden. Wenn ich ein Spiel nicht mag, dann weil ich gewisse Vorlieben und Ansichten habe. Völlig subjektiv. Wenn ich ein Spiel lobe, dann ist das nur meine unwichtige und subjektive Ansicht. Das hat niemanden zu triggern, zu beeinflussen oder zu interessieren. Ausser ihr möchtet das, dann bin ich natürlich froh darum. Denn schliesslich tue ich das hier nur vier Fünftel für mich selbst. Ich freue mich über Zustimmung und ich freue mich sogar über Kritik, solange jemand sagt, dass er eine andere Meinung, ein anderes Empfinden hat. Oder mir begründet, warum ich für ihn falsch liege. Alles gut.

Was ich nicht gut kann

Was ich nicht gut kann, ist mit «Du bist einfach scheisse!» umgehen. «Dein Blog stinkt!» ist keine hilfreiche Kritik. Dann lies mich nicht und lass mich leben, ausser, ich beleidige dich oder eine andere Minderheit direkt und fies, dann möchte ich auch darauf hingewiesen werden.

Dieser Blog soll Einsteigern helfen, ins Spiel zu kommen, interessierten eine von vielen möglichen Meinungen liefern. Es soll Rollenspielenthusiasten eine tägliche Beschäftigung mit der Materie geben und nicht der Massstab für alle Rollenspielenden sein. Dass es hartgesottenen Veteranen nichts bringt, ist mir einigermassen klar.

Es ist schön, wenn Leute sagen, mein Blog habe ihnen geholfen eine Kaufentscheidung zu fällen. Oder ein Artikel habe sie inspiriert, ein Spiel öfter zu spielen oder überhaupt zu spielen.

News und Wissen und neue Spiele

Ich will Artikel zu Begriffen und Phänomenen des Rollenspiels schreiben. Ich will Spiele beschreiben und meinen Eindruck davon vermitteln. Und ich will Rollenspiel-News in die Community tragen. Auch hier ist es leider so, dass immer die drei Personen, die es schon von woanders her wissen, mir schreiben: «Das ist doch ein alter Hut, du Nase!». Dabei vergessen sie allerdings, dass dreihundert andere Rollenspielfreunde durch meine News erst zu der Neuigkeit gekommen sind und diesen Service super finden.

Am Ende geht es immer darum, zu sagen: das wusste ich bereits, das weiss ich besser und du hast doch keine Ahnung.

Zusammen weiterkommen

Ich schreibe gerne und auch gar nicht so schlecht. Ob es alle Geschmäcker trifft, kann ich dir sagen. Nein, auf keinen Fall. Ist auch faktisch unmöglich. Wenn es deinen ab und zu trifft, dann ist das für mich schon viel; bedeutet mir viel. Ich freue mich, wenn du dich freust. Lass uns eine positive Rollenspielgemeinschaft sein.

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!


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Kommentare

5 Antworten zu „Ein Rollenspielblog ist ein Rollenspielblog ist ein Rollenspielblog“

  1. Avatar von SteamTinkerer

    Spannender Artikel. Ich musste leicht schmunzeln, als ich MIDGARD las, das für ein Beispiel herhalten musste.

  2. Avatar von Blum

    Ich bin ein Veteran der ersten Stunde und ich sage dir: ich mag deinen Blog. Tatsächlich spiele ich nie etwas anderes als meinen eigenen Kram mit eigenen Regeln, aber ich empfinde deine Texte als fundiert und gut geschrieben. Weiter so.

    Blum

  3. Avatar von grannus

    Es ist nicht immer einfach, solch sinnfreies Feedback an sich abprallen zu lassen, psychologisch ist das gar nicht möglich. Leute, die für die Allgemeinheit Inhalte schaffen, haben es in unseren Kreisen nicht einfach, den Kritik hagelt es sehr schnell, aber oft schreibt man in ein Vakuum hinein Komma da es den allermeisten Lesern zu viel ist auch nur einen Einzeiler dazulassen.

    Man muss nicht einer Meinung sein um Wohlwollen miteinander umzugehen, und auch ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen da ein Vorbild zu sein. Ein harscher Umgang miteinander hat noch niemandem etwas gebracht.

    Mach also bitte weiter mit deinem Blog, nicht dass ich befürchtete dass du damit aufhörst, aber fühle Dich bitte bestärkt darin, dass deine Inhalte zwar nicht jedermanns Geschmack treffen, dafür aber nicht weniger wertvoll sind.

  4. Avatar von Clawdeen

    Ich hätte die einzelnen Plattformen anders beschrieben und auch noch andere, aber insgesamt kenne ich die meisten beschriebenen Dinge gut und weiß, worüber du schreibst.
    Und ich mag das Positive. 🙂

  5. Avatar von Martin
    Martin

    Auch ich lese Deinen Blog gerne und leite Deine Artikel an Freunde weiter.

    Aber ich hab selbst mal „im Internet“ veröffentlicht. Beim Durchgehen des Feedbacks (per E-Mail oder anderweitig) habe ich 12 Mal Lob, konstruktive Kritik und Zuspruch rasch überflogen, um mich von dem einen völlig unqualifizierten, und beleidigenden Kommentar mental und psychisch auf sie Hörner nehmen zu lassen.

    Ich wäre durchaus der Meinung, dass Kommentarspalten und E-Mail-Adressen als Feedbackkanäle nicht gut sind.
    Wer wirklich was zu sagen hat, kann einen Brief schreiben, kouvertieren, frankieren, und einwerfen.
    Ansonsten kann er gerne seinen eignen Blog machen, und auf Deinen verlinken.

    Das ist dann aber fast schon ARBEIT. Und unbequem. Dann vielleicht doch lieber die Fresse halten?

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