Belastet euch das Vorbereiten eines Abenteuers auch? Mich immer. Vor allem Cthulhu. Die Immersion holt mich ein und nimmt mich ein und versetzt mich in das Gefühl der Geschichte. Ist dieses Gefühl bedrohlich und dumpf, dann fühle ich mich auch so.
Ich bin sensibler als die meisten Menschen, das weiss ich. Ich habe eine besondere Gabe, Immersion bis zum Anschlag zu erleben. Doch das bedeutet auch, Horror nicht nur zu sehen, lesen, hören, sondern ihn zu erleben. Und das zerrt an Nerven und beschleunigt den Puls.
Abenteuer vorbereiten
Wenn ich ein Abenteuer vorbereite, besonders wenn es ein heftiges ist, belastet mich das.
Nicht das Vorbereiten, nicht die Arbeit, die Mühe, die Zeit, die es benötigt, belasten mich. Denn ich liebe diese Arbeit, ich mag es, in diesen fremden Welten Zeit zu verbringen. Kopfkino zu erleben. Auch beim Vorbereiten schon. Deshalb bin ich meistens auch gerne Spielleiter und nicht (nur) Spieler. Kein Warten auf die nächste Session, Eintauchen jederzeit möglich. Mit allen Hintergründen und Zusatzinformationen.
Es ist also nichts in dieser, unserer Welt, das mich belastet, sondern die Stimmung in der Geschichte. Da greift beim Lesen und Hineindenken schon die Immersion, obwohl ich ganz allein bin. Oder gerade deshalb. Es gibt keine Ablenkung, nur Nichtspielercharaktere, Orte, Ereignisse und Elemente der Geschichte. Das geschieht regelmässig, wenn ich Cthulhu-Abenteuer vorbereite.
Abenteuer mehrfach durchlesen
Wenn ich vorbereite, muss ich die Geschichten mehrfach lesen. Denn wie ich finde, ist unvorbereitet sein und „lazy dungeonmastering“ nichts, womit man angeben kann. Ganz der Meinung von DM Lair, wird das Spiel für mich in 99 Prozent der Fälle besser, wenn es gut vorbereitet ist. Denn Improvisation in Ehren, aber Dialoge und Ansprachen kommen nun mal besser, wenn man sie sich nicht aus dem generischen Repertoire in dem Moment aus den Fingern saugt, in denen man sie braucht. Aber das wird ein ganzer Blogartikel für sich.
Also: wenn ich vorbereite, muss ich die Geschichten mehrfach lesen. Weil ich die NPCs kennen will, ich will keine Namen nachschlagen müssen, möchte die Geschichte verinnerlicht haben und Bescheid wissen. Wenn ich alles nur aus dem Buch vorlese, dann bin ich als GM austauschbar. Wenn ich alles zumindest so gut kenne, dass ich meinen „Flavor“ hineingeben kann, improvisieren kann, wo es nötig ist, dann wird das für alle Beteiligten gut. Dann improvisiere ich auf Basis des Grundriffs und nicht frei und das ergibt meist den eingängigeren Song, um die Analogie der Musik zu nutzen.
Abenteuer mehrfach durchleben
Indem ich die Geschichte mehrfach lese und sie verinnerliche, durchlebe ich sie auch mehrfach. Sprich: Die Spielenden müssen da einmal durch – ich zehnmal! Sich im Alltag zehnmal durch die gleiche Horrorstory zu quälen, um sie „zu fühlen“, sie zu kennen und zu können ist eine Belastung. Es belastet mich. Stell dir vor, du würdest jede Nacht denselben schrecklichen Albtraum erleben. Niemand möchte das.
Darum bin ich auch nicht immer in der Stimmung, Cthulhu vorzubereiten. Bei Fantasy passiert mir das nicht so sehr, obwohl die Welt auch dort lebendig wird. Doch Fantasy gibt mir im Gegensatz zu Horror auch ein „wohliges“ Gefühl.
Je mehr mir ein Setting gefällt, desto leichter fällt es mir, mich andauernd damit zu beschäftigen. Bin ich in Humblewood oder auf den Mälarinseln in Schweden bei Tales from the Loop, bin ich zufrieden und glücklich. Obwohl es dort auch Probleme und Ungereimtheiten gibt, ist das der Go-to-happy-place. Das geschieht nicht, wenn ich mich in Innsmouth befinde. Nachvollziehbar, denke ich.
C’est le ton qui fait la musique
Es ist der Ton, der die Musik macht, sagt das französische Sprichwort. Und es behält recht. Vielleicht faszinieren mich deshalb auch vermehrt gewaltfreiere und sonnigere Settings, wo es zwar auch Aufgaben zu meistern gilt, die aber bei weitem nicht so blutig und „gory“ sind, wie so manch anderes Rollenspielsetting. Ja, zartbesaitet zu sein, bringt die Saiten schneller zum Schwingen und lässt sie länger ausklingen. Deshalb muss ich mehr darauf achten, welche Töne ich überhaupt anschlage.
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