Lex Arcana Roxane Bricker

10 Fragen an Roxane Bicker, Chefredaktion von Lex Arcana

Roxane Bicker ist die Chefredaktorin von Lex Arcana für den Uhrwerk Verlag, der unter anderem Rollenspiele wie Splittermond, Coriolis, Myranor, einiges aus dem Katalog von Free League und «So nicht, Schurke!» verlegt.

Roxane hat im Sommer 2024 beim Uhrwerk Verlag das System Lex Arcana übernommen, arbeitet im Hauptberuf in einem Museum, schreibt Romane (ich auch), bringt Anthologien heraus und betreibt einen recht erfolgreichen Geschichts-Podcast.

Liebe Roxane

Schön, dass du bei diesem Interview dabei bist.

Ich gebe es zu, ich habe keine Ahnung von Lex Arcana, aber genau das wollen wir ändern. Darum erstmal zum Einstieg, sozusagen Frage null:

Was ist Lex Arcana für ein Rollenspiel?

Lex Arcana spielt im Jahr 1229 ab urbe condita (476 unserer Zeit) in einem antiken Rom, das nie untergegangen ist, sondern dank Magie in seiner maximalen Ausdehnung weiter existiert. Die Spielgruppe verkörpert eine Spezialeinheit der Legion (Custodes der Cohors Arcana), die sich um mysteriöse Vorfälle im gesamten Imperium kümmert – kurzgefasst: Akte X im alten Rom!

Was fasziniert dich persönlich am Setting des alten Roms?

Ich liebe Geschichte und insbesondere das römische Reich – ich hatte in der Schule 7 Jahre lang Latein und bin dank meiner sehr guten Lehrkräfte damals begeistert und nicht abgeschreckt worden. Diese Begeisterung hat sich bis heute gehalten und jetzt in einem Rollenspiel in diese Zeit einzutauchen, ist großartig. Hinzu kommt, dass ich auch alternative Zeitlinien – was wäre, wenn …? – sehr mag und wenn es in unserer Welt eben doch Magie und Fabelwesen gibt. Lex Arcana hat all das und ist dazu noch fachlich hervorragend ausgearbeitet.

Hast du eine Vorbildung dazu, z. B. Geschichte oder Archäologie studiert?

In der Tat habe ich Ägyptologie studiert und leite heute die Kulturvermittlung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München. Der Umgang mit Geschichte und deren Vermittlung ist mein täglich Brot! Zusätzlich habe ich zusammen mit einer Kollegin noch ein Podcast-Projekt «Mummies & Magic», wo wir uns mit der Repräsentation des alten Ägypten in der modernen Popkultur auseinandersetzen. Mit Lex Arcana erweitere ich mein Portfolio jetzt sozusagen auf das antike Rom und kehre zu meinen schulischen Wurzeln zurück.

Was sind deine Aufgaben als Chefredaktion?

Ich habe im Sommer 2024 auf freiberuflicher Basis die Chefredaktion von Lex Arcana beim Uhrwerk-Verlag übernommen. Das System kommt ja ursprünglich aus Italien, seit 2021 erscheint es in deutscher Übersetzung beim Uhrwerk Verlag. Ich koordiniere die Übersetzungs-Aufträge, lektoriere im Anschluss die Texte, vergebe das Korrektorat und überprüfe zum Ende die finalen Druckfahnen. Weiterhin betreue ich aktuell das Crowdfunding-Projekt zur Finanzierung der weiteren Bände.

Wie schwierig ist es ein Rollenspiel in der Grössenordnung von Lex Arcana zu vermarkten?

Lex Arcana ist ein recht nischiges Produkt – eben kein klassisches Fantasy-Setting. Die Herausforderung ist es nun, an die entsprechende Community heranzukommen und auch, im vielfältigen Markt der Rollenspielprodukte eine Sichtbarkeit zu bekommen.

Die deutsche Lex Arcana-Reihe lag in den letzten zwei bis drei Jahren etwas brach, zu meinen Aufgaben gehört es nun also auch, das System wiederzubeleben und eine neue Kontinuität aufzubauen. Auch aus dem Grund haben wir uns entschieden, die anstehenden Bücher per Crowdfunding zu finanzieren und sie nicht «einfach so» erscheinen zu lassen, denn ein Crowdfunding bietet zusätzliche Aufmerksamkeit.

Aktuell läuft das Crowdfunding der beiden Quellenbücher «Encyclopaedia Arcana» und «Aegyptus», einem Regionalband. Wie läufts?

Das Crowdfunding ist am 7. Juli gestartet, zwei Tage später war es finanziert – was uns unglaublich gefreut hat! Dank an dieser Stelle an alle, die bereits mitgemacht haben.

Aber: damit ist ja nur ein Sockelbetrag erreicht, eine Minimalfinanzierung. Wir hoffen nun, dass in den kommenden Wochen auch noch einige Stretchgoals geknackt werden. Das Crowdfunding läuft noch bis zum 8. August.

Was erwartet die Community mit diesen beiden Bänden?

Die «Encyclopaedia Arcana» bietet einen Überblick über die gesamte Welt des alten Rom: von Reiserouten über das Alltagsleben, von Politik bis hin zur Götterwelt, und natürlich darf ein geschichtlicher Abriss nicht fehlen. Ergänzt wird das ganze durch Zufallstabellen und Abenteuerideen.

«Aegyptus – Sand aus Zeit und Gold» ist der erste Regionalband von Lex Arcana – und der Band, der mich überhaupt erst zum System und auch zum Uhrwerk Verlag gebracht hat. Der Band schildert die römische Provinz Aegyptus, gibt ebenfalls einen Überblick über Geschichte und Geographie und über die Besonderheiten des Landes: Pyramiden, Mumien und Magie! Für alle, die «Assassin’s Creed – Origins» gespielt haben – dies ist eine ziemlich gute Rollenspielumsetzung.
Im Aegyptus-Band gibt es auch noch zwei Abenteuer in der Region und eine kleine Kampagne, die quer durch Ägypten führt und ganz tief in die Mythologie eintaucht. Was mich an dem Band besonders begeistert hat, sind die ganzen popkulturellen Querverweise von Indiana Jones bis H.P. Lovecraft!

Das Setting an sich hat mich nicht sogleich angesprochen, doch dieser Satz hat mich sofort abgeholt: «Als Spielende übernehmt ihr die Rolle der Custodes (Wächter, Anm. d. R.) der Cohors Auxiliaria Arcana, deren Aufträge sie bis in die entlegensten und gefährlichsten Gegenden des riesigen Römischen Imperiums und darüber hinausführen.» Kannst du mir ein Beispiel eines Lex-Arcana-Abenteuers geben?

Das Römische Reich ist riesig und dementsprechend vielfältig sind auch die bisherigen Abenteuer. Wer in das System unverbindlich hineinschnuppern will, kann sich kostenlos den Schnellstarter herunterladen (https://uhrwerk-verlag.de/wp-content/uploads/2021/12/LexArcana_Schnellstarter_Dez._2021_klein.pdf) – das dortige Abenteuer «Der Wille der Götter» führt nach Gallien und deckt ein Geheimnis der Vergangenheit auf (wer Asterix gelesen hat, wird sich an den Satz erinnern: «Alesia? Es gibt kein Alesia!»).

Ein Abenteuer, dass ich unglaublich spannend finde, ist «Von Vesper bis Aurora» und spielt im heutigen Spanien. Auch hier haben wir wieder die popkulturelle Anspielung im Titel und ihr werdet euch denken können, worauf die Custodes stoßen.

Das System von Lex Arcana hat eine Besonderheit bei der Wahl der Würfel. Das klingt spannend. Kannst du das ein bisschen ausführen?

Lex Arcana arbeitet mit einem speziellen Würfel-Pool-System. Eigenschaften und Sonderfertigkeiten ergeben einen Wert, aus dem ich meinen Würfel-Pool zusammenstellen kann, um einen bestimmten Schwierigkeitsgrad zu übertreffen. Den Würfel-Pool kann ich mir aus bis zu drei Würfeln zusammenstellen.

Habe ich einen Eigenschaftswert von 12, so kann das 1W12, 2W6, 1W4+1W8 oder auch 3W4 sein! Man muss bei der Auswahl der Würfel ein wenig mit Wahrscheinlichkeiten rechnen – will ich ein sicheres durchschnittliches Ergebnis, nehme ich vielleicht mehrere Würfel. Gehe ich eher auf Risiko, nehme ich weniger Würfel, denn: wenn ich mit allen Würfeln meines Pools das höchstmögliche Ergebnis erziele, dann ist das ein Schicksalswurf und ich darf erneut würfeln. Das Ergebnis des zweiten Wurfes wird zum ersten dazugerechnet!

Dann die kindischste, aber brennendste Frage bei einem Rollenspiel im antiken Rom: Gibt es auch Gladiatoren?

Natürlich gibt es auch Gladiatoren (darüber mehr zu erfahren in der «Encyclopaedia»!). Man könnte sogar einen (Ex-)Gladiator spielen, denn die Custodes entstammen allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen. Sie sind die Besten der Besten, eine Elitetruppe der Praetorianer-Garde und auserwählt, sich den mystischen Bedrohungen des Reiches entgegenzustellen. Als Kämpfer würde ein solcher Gladiator sicher genug Vorerfahrung mitbringen!

Was können Fans von Lex Arcana in Zukunft von diesem Rollenspiel (System, Setting) erwarten?

Mein Ziel ist es, die Produkte des aktuellen Crowdfundings – Encyclopaedia, Aegyptus und die zweite, überarbeitete, Auflage des Grundregelwerkes bis Ende des Jahres fertig zu haben. Die Encyclopaedia ist auch bereits (fast) druckfertig, Aegyptus ist zu 75 % übersetzt.

Für 2026 stehen zwei weitere Regionalbände an: Dacia & Thracia (aktuell bereits in Übersetzung) und Italia, vielleicht auch noch ein weiterer Abenteuerband. Für 2027 steht Britannia an.

Wir warten derzeit noch auf die neuen Bände der Italiener – dort sind gerade in Produktion der Regionalband «Rom», der Abenteuerband «Atlantis» und mit dem Band «The Fall» startet wohl ein großer Metaplot. Diese Bände stehen dann in deutscher Übersetzung für 2027/2028 an. Es bleibt spannend!

Roxane, Ich danke dir für dieses Interview!

Ich möchte erfahren, wenn es neue Artikel gibt!


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Kommentare

Eine Antwort zu „10 Fragen an Roxane Bicker, Chefredaktion von Lex Arcana“

  1. Avatar von Sintholos
    Sintholos

    Auch wenn ich dem System selber nicht so viel abgewinnen kann, ist es doch schön, dass der Uhrwerk-Verlag wieder in nischigere Systeme investieren kann, nachdem so viele andere Systeme fallengelassen werden mussten.

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